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Astronomie:Schwarzes Loch in unserer Galaxie

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Röntgenstrahlen gebe den Blick frei auf einen gigantischen Stern im Zentrum der Milchstraße.

US-Astronomen haben neue Hinweise auf ein schwarzes Loch im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße, entdeckt. Die beobachteten Röntgenstrahlen seien der bislang beste Beweis dafür, dass es sich bei dem extrem massereichen Objekt in der Galaxie-Mitte wirklich um ein Schwarzes Loch handelt, schreiben sie in der neuesten Ausgabe des britischen Fachjournals Nature (Bd. 413, S. 45). Das Team um Frederick Baganoff vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge hatte weltweit erstmals Röntgenstrahlung aus der unmittelbaren Umgebung des rätselhaften Objektes beobachtet.

Alte Vermutung

Schon seit mehr als 20 Jahren vermuten die Forscher auf Grund bestimmter radioastronomischer Phänomene die Existenz einer solch kompakten Materieansammlung im Zentrum der Milchstraße. Sie konnten ihre Identität aber noch nicht zweifelsfrei klären. Denn ein Schwarzes Loch entzieht sich einer direkten Beobachtung. Der Grund: In seiner unmittelbaren Umgebung ist die Schwerkraft so stark, dass selbst Licht nicht entweichen kann. So konnte bislang nicht völlig ausgeschlossen werden, dass im Herzen der Milchstraße lediglich ein extrem dichter Haufen sehr massereicher Sterne lauert.

Satellit Chandra

Die verräterische Röntgenstrahlung aus dieser Gegend hatte das Team mit dem 1999 gestarteten amerikanischen Röntgensatelliten Chandra registriert. Da sich die Helligkeitsänderungen der starken Röntgenstrahlung innerhalb weniger Minuten vollzogen, so die Forscher, könne die strahlende Quelle - eine extrem heiße Gaswolke noch außerhalb des zentralen Objektes - kaum größer als der Durchmesser der Erdbahn gewesen sein.

2,6 Millionen Sonnenmassen vereint

Würde ein Haufen massereicher Sterne auf einen solch engen Raum zusammengepfercht, müsse es ständig zu Zusammenstößen und damit verbundenen heftigen Strahlungsereignissen kommen, was aber nicht beobachtet wird. So bleibt als Erklärung nur ein Schwarzes Loch, das rund 2,6 Millionen Sonnenmassen in sich vereint.

Vom MPI vorausgesagt

Völlig unerwartet kam der Röntgenstrahlungsausbruch übrigens nicht, denn eine Forschergruppe vom Max-Planck-Institut (MPI) für Radioastronomie in Bonn hat auf Grund theoretischer Betrachtungen solche Ereignisse in der Umgebung eines Schwarzen Loches vorausgesagt. Anhand der jetzt gelungenen Messungen liefert ihr Erklärungsmodell auch eine Beschreibung des Vorgangs vor rund 25.000 Jahren - so lange brauchte die Strahlung von dort bis zur Erde. Danach dürfte sich die Temperatur am Rand des Schwarzen Loches, möglicherweise durch gleichsam "nachrutschende" Materie, vorübergehend von 200 auf 600 Milliarden Grad Celisus erhöht haben, wodurch dann ein Teil der umgebenden Gaswolke in einer Art Verpuffung auseinandergetrieben wurde. In dieser extrem heißen Materie sei dann die beobachtete Röntgenstrahlung entstanden.

(sueddeutsche.de / dpa)

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