Süddeutsche Zeitung

Archäologie:Mykenischer Palast in Sparta entdeckt

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Von Johann Schloemann

In Griechenland gab es einmal eine funktionierende Bürokratie: Das waren die Verwaltungen der mykenischen Paläste im zweiten vorchristlichen Jahrtausend. Man führte dort Buch auf Tontäfelchen, in der Silbenschrift "Linear B", die im Jahr 1952 entziffert werden konnte. Organisiert wurden in diesen Palastarchiven die lokale Hierarchie, der Tempelkult, die Landwirtschaft, der Fernhandel. So lief es, bis die mykenische Kultur um das Jahr 1200 v. Chr. unterging.

An verschiedenen Orten hatte man bislang die Spuren solcher mykenischer Herrschaftszentren gefunden - am berühmtesten ist das namensgebende Mykene selbst, das Heinrich Schliemann ausgrub -, aber noch nicht in der Gegend von Sparta. Das war enttäuschend, denn in Sparta, der Hauptstadt von Lakonien auf der südlichen Peleponnes, stand nach den späteren homerischen Legenden der prächtige Palast des Königs Menelaos, dessen Frau, die schöne Helena, ihm durchbrannte und so den Trojanischen Krieg verursachte.

Zerstört im 14. Jahrhundert vor Christus

Jetzt aber wurden bei dem Örtchen Xirokambi, 14 Kilometer südlich von Sparta, in der Ebene zwischen dem Fluss Eurotas und dem Taygetos-Gebirge, Reste eines mykenischen Palastes entdeckt. Die Grabung läuft seit 2009, aber das Athener Kulturministerium machte jetzt in einem Zwischenbericht bekannt, was dort alles zu Tage trat: neben den freigelegten Mauern eben ein Palastarchiv voll Tontäfelchen mit Linear-B-Schrift (eines davon enthält die Eigentumsangabe "des Herrschers"); dazu Reste von bunten Wandfresken, Kultobjekte, Bronzeschwerter, Elfenbeinfiguren, Edelsteine.

Es muss eine bedeutende, wohlhabende Residenz gewesen sein, die im späten 15. und dann noch einmal im 14. vorchristlichen Jahrhundert zerstört wurde. Unklar ist allerdings, wie weit sich die Herrschaft erstreckte - ob es sich eher um ein Unterzentrum handelte oder eben doch um die Zentrale von ganz Lakonien, die mit dem mythischen Namen des Königs Menelaos verknüpft ist.

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Quelle:
SZ vom 29.08.2015
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