Süddeutsche Zeitung

Antike Gebäude in Rom:2000 Jahre alter Beton

Von Hanno Charisius

Eingelagerte flache Kristalle machen Beton aus dem antiken Rom zu einem der robustesten Baumaterialien der Welt. In einem Gemisch aus Kalk, Vulkan-Asche und Wasser wachsen Schuppen des Minerals Strätlingit ineinander und verhindern dadurch, dass Risse wachsen. Betonbauten aus dem alten Rom überdauerten nicht nur über 2000 Jahre den Einflüssen der Witterung, sondern widerstanden im Laufe der Geschichte auch mindestens sechs Erdbeben mit Stärken zwischen 6,7 und 7 auf der Richterskala - und das ganz ohne eingeflochtenen Bewehrungsstahl. Heutigen Betonbauten wird eine Lebenserwartung von etwa 100 Jahren bescheinigt.

Wahrscheinlich ist die Vulkan-Asche die wichtigste Zutat im römischen Erfolgsrezept, das die Bauherren des Altertums eher zufällig entdeckt haben dürften. Mineralien in der Asche bilden im Verlauf des sechsmonatigen Aushärtungsprozesses die schuppigen Kristalle, die dem Baustoff nach Auffassung der Materialforscherin Marie Jackson von der University of California im kalifornischen Berkeley seine besondere Festigkeit verleihen.

Mit einem internationalen Wissenschaftlerteam durchleuchtete sie Proben des antiken Betons mittels Röntgenstrahlen und untersuchte seine Beschaffenheit mit starken Mikroskopen. Um ihre Vermutung zu überprüfen, mischten die Forscher noch einmal Beton nach altrömischem Rezept zusammen und beobachteten ihn beim Aushärten. Sie hoffen, dass sich ein ähnlicher Effekt durch die Beimischung neuartiger Zutaten auch in modernen Betonmischungen erreichen lässt ( PNAS, online).

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Quelle:
SZ vom 16.12.2014
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