Süddeutsche Zeitung

Antarktis:Eisberge düngen die Ozeane

Wenn Eisberge schmelzen, profitiert davon das Ökosystem im Meer. Der Effekt beeinflusst auch die Erderwärmung.

Von Robert Gast

Man sieht es ihnen nicht an, aber für das Ökosystem des Südpolarmeers sind Eisberge überlebenswichtig. Ihr Schmelzwasser enthält winzige Eisenpartikel, die sie aus dem Erdreich der Antarktis mitführen. Von diesen Nährstoffen ernähren sich Algen. Da Eisberge jahrelang über den Antarktischen Ozean treiben und langsam schmelzen, düngen sie gewissermaßen das Meerwasser.

Bei riesigen, also Dutzende Kilometer großen Eisbergen ist dieser Effekt offenbar deutlich stärker ausgeprägt, als Wissenschaftler bislang vermuteten. Die schmelzenden Eismassen regten das Algenwachstum noch in 500 bis 1000 Kilometern Entfernung an, berichtet ein Team von der Universität Sheffield im Fachmagazin Nature Geoscience. Der Einflussbereich der weißen Giganten sei damit mehr als zehn Mal so groß wie bisher gedacht.

Das folgern die Forscher aus Satellitenbildern von 17 riesigen Eisbergen, die sich in der Zeit von 2003 bis 2013 durch das Weddell-Meer im Norden der Antarktis bewegt haben. Ihr Einfluss auf den Algenbestand ließ sich nachvollziehen, da Algen Chlorophyll produzieren, welches das Meerwasser verfärbt. Weil sie dadurch auch Kohlendioxid binden, könnten Eisberge paradoxerweise die globale Erwärmung bremsen. Denn in den kommenden Jahrzehnten wird es vermutlich mehr der gefrorenen Riesen geben, da immer häufiger Gletscherzungen ins Meer stürzen.

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Quelle:
SZ vom 12.01.2016
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