Süddeutsche Zeitung

Zahlen über Zahlen:Keine einfache Nummer

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Viele Kunden vergessen die zugeteilte Geheimzahl. Auch die Wunsch-PIN hat Tücken.

Von Lea Hampel

9485? Oder 9845? Oder gar 9584? Sich vier Ziffern zu merken, scheint zunächst banal zu sein. Und doch werden in Deutschland täglich Karten von Bankautomaten abgelehnt, weil Kunden ihre PIN vergessen haben. Dabei gibt es längst ein einfaches Mittel dagegen: die selbst gewählte PIN.

Diesen Service bieten immer mehr Banken. Kunden der Deutschen Bank können schon seit 2003 ihre Zahlenkombination aussuchen, auch die Kunden im Genossenschaftsverband und jene der Sparkassen haben seit dem Jahr 2012 diese Möglichkeit. Wie sehr sie genutzt wird, variiert. Während allein bei der Stadtsparkasse München täglich etwa zehn bis 20 Kunden ihre PIN in eine von ihnen ausgewählte Zahl mit vier oder sechs Stellen ändern, nutzen beispielsweise bei der GLS Bank derzeit nur sechs Prozent der Kunden die Möglichkeit. Andere Banken, die Postbank beispielsweise, bietet das gar nicht erst an, weil, so eine Sprecherin, bei den Kunden keine große Nachfrage bestehe.

Das Verfahren, die PIN zu ändern, ist in der Regel einfach gehalten: Entweder es geht direkt am Geldautomaten. Da gibt es, nachdem man die Karte eingeführt hat, die Option "PIN verwalten" und "PIN ändern". Bei manchen Banken kann man das auch online erledigen. Nur in wenigen Fällen muss die Funktion auf der Karte erst in der Filiale freigeschaltet werden. Bei vielen Banken behält die PIN sogar für die nächste Karte ihre Gültigkeit. Und das Ganze funktioniert mittlerweile auch bei Banken, die keine eigenen Automaten unterhalten. Wer beispielsweise GLS-Bank-Kunde ist, kann seine PIN an den Automaten der Volks- und Raiffeisenbanken ändern.

Die Möglichkeit, die Nummer selbst zu vergeben, hat Vorteile: Eine selbst ausgewählte Zahl merkt man sich eher als die zufällige Zahlenkombination, die sonst im separaten Umschlag kommt. Und: Man kann eine PIN für mehrere Karten verwenden. Angesichts der großen Menge an Passwörtern und Geheimzahlen, die es heute für E-Mails, Smartphones und andere Systeme gibt, ist das komfortabel. Zudem verringert es die Wahrscheinlichkeit, dass man die PIN irgendwo notieren muss, was das Ganze auch sicherer machen kann. Weil man die Pin zudem regelmäßig ändern kann, könnte es also eine sicherere Option sein als die schwer zu merkende Nummer, die man separat zur neuen Bankkarte zugeschickt bekommt.

Zumindest in der Theorie. Denn die Wahlfreiheit hat auch Tücken. Eine zufällig generierte Zahl ist insofern sicherer, als sie genau das ist: zufällig und damit schwer erratbar. Viele Banken weisen ihre Kunden deshalb gleich neben der Werbung für die Wunsch-PIN auch darauf hin, nicht zu einfache Zahlen zu verwenden. "Suchen Sie sich möglichst eine PIN aus, die Sie nicht schon an anderer Stelle verwenden", rät etwa die Landesbank Baden-Württemberg ihren Kunden. Die Reihenfolge 1234 beispielsweise sei zu naheliegend, heißt es auch auf der Website der Stadtsparkasse zu den sogenannten Wunsch-PIN. Zu einer sorgfältigen Auswahl raten auch Verbraucherschützer. "Zahlenketten wie viermal die Eins oder die Null sollte man unbedingt vermeiden", sagt David Riechmann, Bankenjurist bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Das ist zu leicht zu erkennen für jemanden, der beispielsweise an der Supermarktkasse hinter einem steht." Auch den eigenen Geburtstag sollte man beispielsweise vermeiden, weil jemand, der den Geldbeutel inklusive Bankkarten und Ausweisen klaut, das relativ schnell ausprobieren könnte.

Der Verbraucherschützer gibt andere Tipps für die ideale PIN: Beispielsweise solle man sich ein Wort suchen mit vier oder sechs Buchstaben, das man sich leicht merken kann. Weil auf den Tastaturen den Zahlen jeweils Buchstaben zugeordnet sind, erschließt sich aus dem Wort sofort die Zahl. Wer sich das Wort "Hase" merkt, weiß dann sofort, dass er die PIN 4273 eingeben muss. Oder man speichert im Handy eine Telefonnummer, in denen die PIN versteckt ist. Sein persönlicher Trick: Einen Fünf-Euro-Schein im Geldbeutel so deponieren, dass man ihn nicht ausgibt - und die letzten vier Ziffern des Scheins eigens für die PIN verwenden. "Letztendlich ist es egal, welche Eselsbrücke man sich baut. Es kommt nur darauf an, dass sie nur für einen selbst offensichtlich ist."

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Quelle:
SZ vom 19.02.2019
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