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Ergo: Lustreise nach Budapest:Diskothek statt Himmelbett

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Ausflug ins Himmelbett-Bordell: Der Versicherungskonzern Ergo erwägt strafrechtliche Schritte wegen des Skandals um die Sex-Orgie in Budapest. Sie könnten sich gegen einen der Gründer des Finanzdienstleisters AWD richten. Der will nur getanzt haben.

Die Empörung war groß als vergangene Woche bekannt wurde, dass der Versicherungskonzern Ergo im Jahr 2007 eine Sex-Party in Budapest organisiert hat. Nun wird bekannt, dass der Verantwortliche für die frivole Tour der Mitgründer des umstrittenen Finanzdienstleisters AWD sein soll.

Die mittlerweile im Ergo-Konzern aufgegangene Versicherung Hamburg Mannheimer (HMI) hatte ihre besten 100 Vertreter im Jahr 2007 mit einer Sex-Party in der historischen Gellert-Therme in Budapest belohnt. Bei der Feier sollen etwa 20 Prostituierte anwesend gewesen sein.

Das Handelsblatt will nun als Verantwortlichen für die Reise den ehemaligen Vertriebschef der Hamburg-Mannheimer, Kai Lange, ausgemacht haben. Allerdings sagte dieser dem Handelsblatt, dass er sich nichts vorzuwerfen habe. Er selbst habe sich den ganzen Abend im Bereich der Diskothek aufgehalten. Er wisse daher nicht, was die Vertreter auf dem Gelände der Therme gemacht hätten.

Lange hat Grund, sich selbst als unauffälligen Besucher der damaligen Veranstaltung zu beschreiben. Denn die Ergo-Gruppe erwägt nach Angaben des Handelsblatts nun eine Strafanzeige. "Wir prüfen derzeit, welche Möglichkeiten bestehen, gegen die damals Verantwortlichen vorzugehen", sagte eine Sprecherin der Zeitung. Dazu gehöre auch die Prüfung der strafrechtlichen Seite.

Die Frage, wer die Anweisung gab, Prostituierte einzuladen und Himmelbetten aufzustellen, beantwortete Lange nicht. Organisiert hatte die Reise und das Fest eine Event-Agentur, wie Ergo-Chef Torsten Oletzky dem Spiegel sagte. Allein die Abendveranstaltung habe 83.000 Euro gekostet.

Prostituierte als Stammgäste

Lange ist einer der Gründer des Finanzdienstleisters AWD, den er laut Bericht ab 1988 gemeinsam mit Carsten Maschmeyer führte. 1999 wechselte er demnach als Vertriebschef zur Hamburg Mannheimer, seit 2008 arbeitet er für den Finanzdienstleister Formaxx.

Nach Angaben von Formaxx-Vorstand Eugen Bucher gibt es dort keine Sexreisen. Ergo prüft laut Handelsblatt, ob es weitere Vorfälle wie die Lustreise 2007 gab. Ehemalige Vertreter berichteten der Zeitung, Prostituierte seien auch bei Führungskräftetagungen Stammgäste gewesen.

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