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Ehemaliger Wirtschaftsminister:Werner Müller ist tot

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Bei der Jahreshauptversammlung des Mischkonzerns Evonik im Mai 2018 bat eine Aktionärsvertreterin, nicht zu viele Fragen zu stellen. Nicht, dass Evonik in der Kritik stand. Der Grund dafür war der Gesundheitszustand von Aufsichtsratschef Werner Müller. Man solle Rücksicht auf ihn nehmen. Müller lehnte das ab. Er bleibe bis zum Schluss und beantworte jede Frage.

Nun verstarb Müller in der Nacht zu Dienstag, wie der Essener Konzern mitteilte. Die Szene auf der Jahreshauptversammlung zeigt, wie sehr die Aktionäre seine Arbeit schätzten; wie sehr sie ihn respektierten. Müller ist 73 Jahre alt geworden und war bereits seit Längerem krank. Im vergangenen Jahr hatte er sich von seinen Ämtern zurückgezogen.

"Unschätzbare Verdienste um den deutschen Bergbau und die Bergleute"

Von 1998 bis 2002 war der parteilose Müller unter Kanzler Gerhard Schröder Bundeswirtschaftsminister. Im Jahr 2002 wurde Schröder zwar wiedergewählt, Müller bekam das Amt des Wirtschaftsministers aber nicht mehr, weil das Ministerium umstrukturiert wurde. Er wechselte in die Wirtschaft und wurde Vorstandsvorsitzender der Ruhrkohle AG. Dieser Wechsel wurde öffentlich massiv kritisiert, er habe nach seiner Arbeit als Wirtschaftsminister zu schnell einen Posten in der Privatwirtschaft angeommen. Von 2005 bis 2010 war Müller zudem Aufischtsratschef der Deutschen Bahn. 2007 leitete er Evonik. "Werner Müller hat unschätzbare Verdienste um den deutschen Bergbau und die Bergleute, die ihm persönlich immer besonders am Herzen lagen", sagte der aktuelle RAG-Vorstandschef Peter Schrimpf laut einer Evonik-Mitteilung.

Müller galt als Person, die das Ruhrgebiet maßgeblich geprägt hat. Der gebürtige Essener wuchs zwar in Meppen im Emsland auf, zog aber zum Studium nach Duisburg. Er ist Ehrendoktor an der Universität Duisburg-Essen, erhielt das Bundesverdienstkreuz und den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

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