Süddeutsche Zeitung

Werbe-Debakel des Autokonzerns:Hyundai zieht makabren Suizid-Spot zurück

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Die Marketingabteilung von Hyundai hielt das offenbar für witzig: Ein Werbespot des Autokonzerns zeigt einen gescheiterten Suizidversuch. Die Reaktionen sind verheerend - Hyundai zieht den Spot zurück.

Südkorea hat von allen Industrieländern die höchste Suizidrate - vor Japan und Österreich. Der OECD zufolge kommen auf 100.000 Einwohner fast 30 Selbstmorde. Doch ausgerechnet der südkoreanische Autohersteller Hyundai bewirbt mit diesem Thema ein neues Auto.

In dem für Youtube gedachten Werbespot ist ein Mann in seiner Garage zu sehen, wie er einen Schlauch an das Auspuffrohr seines Autos klebt. Das andere Ende führt ins Wageninnere. Schließlich setzt er sich auf den Fahrersitz, der Motor läuft. Zurückgelehnt wartet er, bis ihn die giftigen Gase erst betäuben und dann töten.

Doch dazu kommt es nicht. Außenaufnahme Garage: Mittlerweile ist es dunkel geworden. Das Licht geht an, der Mann öffnet das Garagentor und schlurft geknickt in sein Haus. Plötzlich erscheint der Slogan: "Der neue ix35 - mit 100 Prozent Wasserstoff".

Die Pointe "Suizid unmöglich, da ökologische Technologie" sollte vor allem europäische und amerikanische Zuschauer umwerben. Aber die Verkaufsbotschaft kam schlecht an. Die Londoner Bloggerin Holly Brockwell schrieb einen offenen Brief an Hyundai und die Werbeagentur Innocean, die den Spot entwickelt hat: In ihm zeigt sie ein Foto von Ihrem Vater — und seinen Abschiedsbrief, den er geschrieben hatte, bevor er sich in seinem Auto umgebracht hat. Als sie den Spot gesehen habe, habe sie angefangen zu zittern und zu weinen.

Hyundai hat sich mittlerweile dazu entschlossen den Spot nicht zu benutzen: Man verstehe, dass sich Menschen durch das Video beleidigt fühlten. "Wir entschuldigen uns uneingeschränkt", heißt es in einem offiziellen Statement. Der Konzern versucht zudem, die vielen Kopien auf Youtube zu löschen.

Die Hyundai-Werbung ist nicht nur makaber, sie ist auch wenig originell. Denn die Koreaner sind nicht die ersten Autohersteller, der sich diesen Patzer erlauben. 2002 warb die französische Marke Citroën mit dem Motto "Das Auto, dass es nicht zulässt, das sie sich töten" für eines ihrer Modelle. Auch da scheitert ein Mann mit Suizidabsichten an der ökologischen Technologie seines Autos. Auch Audi hat 2009 so geworben.

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