Süddeutsche Zeitung

Weltraumschrott:Esa will im All Teile alter Rakete einsammeln

Bald könnte das ein Geschäft sein: Die Beseitigung von Müll im Weltall. Weil es immer mehr davon gibt, steigt die Gefahr von Kollisionen. Die Esa startet nun einen Versuch.

Von Dieter Sürig, München

Der Weltraum ist nicht nur für Hersteller von Satelliten und Trägerraketen interessant, sondern zunehmend auch für Unternehmen, die mittelfristig mit einer Art Müllabfuhr im Erdorbit Geld verdienen wollen. Dass es über kurz oder lang notwendig ist, dort mal so richtig aufzuräumen, ist angesichts Tausender ausgedienter Satelliten und Raketenteile in der Erdumlaufbahn unbestritten. Auch die Raumstation ISS musste bereits einige Ausweichmanöver wegen gefährlichen Weltraumschrotts fliegen. Die europäische Raumfahrtagentur Esa startet nun erstmals ein Projekt, um einen Teil der Oberstufe einer alten Vega-Rakete der Esa einzusammeln, die seit 2013 die Erde umkreist. Dazu soll eine Sonde des Schweizer Start-ups Clear Space die etwa 100 Kilogramm schwere Raketenkomponente mit vier Roboterarmen greifen und kontrolliert zum Verglühen in die Erdatmosphäre bringen.

"Stellen Sie sich vor, wie gefährlich es auf hoher See wäre, wenn alle Schiffe, die in der Geschichte jemals verloren gegangen sind, immer noch auf dem Wasser treiben würden", sagt Esa-Generaldirektor Jan Wörner. "Das ist die aktuelle Situation im Orbit, und es darf so nicht weitergehen". Die Beseitigung von Weltraumschrott ist für Wörner ein Zukunftsmarkt. Das Weltall sei Infrastruktur, die täglich für eine Vielzahl von Anwendungen genutzt werde und geschützt werden müsse. "Das Thema Weltraummüll ist dringender denn je", sagt Luc Piguet, Gründer von Clear Space. Clear Space führt ein Konsortium an, das nun ein konkretes Konzept einreichen soll. Die Sonde soll 2025 starten, die Esa will 120 Millionen Euro in das Vorhaben investieren.

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Quelle:
SZ vom 11.12.2019
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