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Abgas-Skandal:Aufsichtsrat wirft VW-Verantwortlichen "kriminelles Handeln" vor

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Lies erwartet Schadenersatzklagen gegen Manager

Niedersachsens Wirtschaftsminister und VW-Aufsichtsrat Olaf Lies (SPD) hat den Verantwortlichen für die Abgas-Manipulationen des Volkswagen-Konzerns ein "kriminelles" Vorgehen vorgeworfen. Diejenigen, die den Einsatz der Manipulationssoftware beschlossen hätten, hätten "kriminell" gehandelt und müssten dafür persönlich Verantwortung übernehmen, sagte Lies am Dienstag dem britischen Rundfunk BBC. Millionen Menschen hätten das Vertrauen in VW verloren, der Schaden sei gewaltig.

Viele Verantwortliche würden nun "mit Sicherheit" auf Schadensersatz verklagt, sagte das Aufsichtsratsmitglied weiter. Der Rückruf zur Beseitigung der Software müsse nun sehr schnell erfolgen. Nach seinen Angaben hat der Aufsichtsrat des Konzerns erst kurz dem Bekanntwerden des Skandals vor knapp zwei Wochen selbst Kenntnis von den massiven Manipulationen erhalten. Nun müsse auch geklärt werden, warum das Kontrollgremium nicht früher informiert worden sei, sagte Lies der BBC.

US-Verwaltungsbezirk klagt auf 100 Millionen Euro

Unterdessen hat der erste US-Bezirk Volkswagen verklagt. Harris County in Texas fordert mehr als 100 Millionen Dollar (89 Millionen Euro) wegen Luftverpestung durch mindestens 6000 in der Region verkaufte VW-Diesel , wie das Büro des zuständigen Staatsanwalts Vince Ryan in Houston mitteilte.

Volkswagens betrügerische Aktionen hätten es dem Bezirk erschwert, die staatlichen Klimaschutzvorgaben einzuhalten und so die Bürger zu schützen, sagte Ryan. "Diese manipulierten Autos haben jeden Tag deutlich mehr Abgase als gesetzlich erlaubt ausgestoßen."

Als erste Regierungsbehörde, die eine große Klage gegen VW einreiche, würde Harris County sich freuen, mit den Regierungen anderer US-Bundesstaaten und Bezirke zusammenzuarbeiten, so Ryan weiter. Der New Yorker Bundesanwalt Eric Schneiderman hatte in der Vorwoche bereits angekündigt, mit anderen Bundesstaaten eine Allianz bilden zu wollen.

Volkswagen legt Plan zur Entfernung der Manipulationssoftware vor

VW hatte am Dienstag einen ersten Plan vorgelegt, um die Probleme in den Millionen betroffenen Fahrzeugen zu beheben. Das in Deutschland zuständige Kraftfahrtbundesamt hat dem Konzern hierfür eine Frist bis zum 7. Oktober gesetzt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hat bereits Strafermittlungen gegen Ex-VW-Chef Martin Winterkorn eingeleitet.

Einem Medienbericht zufolge prüft die Staatsanwaltschaft von Ingolstadt derzeit, ob sie Ermittlungen gegen Verantwortliche bei der VW-Tochter Audi einleiten wird.

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