Süddeutsche Zeitung

Wohnungskonzerne:Wehklagen nach dem Aus

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Die Milliardenfusion der Dax-Unternehmen Vonovia und Deutsche Wohnen ist gescheitert. Berlin hofft nun, dass die Zugeständnisse an die Mieter trotzdem gelten.

Die Adhoc-Mitteilung, die der Wohnungskonzern Vonovia Ende vergangener Woche relativ kurz vor Börsenschluss rauschickte, war nur einige Zeilen lang - aber sie hatte es in sich. Denn darin musste Vonovia-Chef Rolf Buch einräumen, dass die geplante Milliardenübernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen überraschend gescheitert ist. Der Grund: Zu wenige Deutsche-Wohnen-Aktionäre hatten das Übernahmeangebot von Vonovia angenommen. 47,6 Prozent der Anteilseigner hatten dem Verkauf ihrer Anteile zugestimmt, mindestens 50 Prozent hätten es aber sein müssen.

Jetzt ist das Wehklagen groß, und es wird über die Folgen diskutiert - für die beiden Unternehmen und für den deutschen Wohnungsmarkt, vor allem in der Hauptstadt, denn Deutsche Wohnen ist Berlins größer Privatvermieter, mit rund 114 000 eigenen Wohnungen. Berlins Finanzsenator Matthias Kollatz teilte am Wochenende mit, er stehe dem Kauf Tausender Wohnungen von den beiden Immobilienkonzernen weiter offen gegenüber - auch wenn die Fusion der Unternehmen nun nicht zustande kommt. "Wir gehen dennoch davon aus, dass beide Unternehmen zeitnah auf das Land Berlin zukommen werden, ob und gegebenenfalls wie es mit dem Ankauf weitergeht", sagte der SPD-Politiker. "Wir haben ein gemischtes Portfolio angeboten bekommen." Nun seien die Konzerne am Zug, das Land darüber zu informieren, ob das Angebot Bestand habe.

Im Rahmen der geplanten Übernahme hatten sich die Konzerne mit dem Berliner Senat auf den Verkauf von rund 20 000 Wohneinheiten an das Land verständigt. Die rot-rot-grüne Regierungskoalition will angesichts der Wohnungsknappheit in der Hauptstadt möglichst viele Wohnungen wieder in staatlichen Besitz zurückholen. Ob das nun wie geplant über die Bühne geht, ist offen, war doch der Wohnungsverkauf auch dazu gedacht, in Berlin Zustimmung für die Milliardenfusion zu bekommen. In der Hauptstadt läuft zudem ein Volksbegehren mit dem Ziel, Deutsche Wohnen zu enteignen. Vonovia wollte sich auch verpflichten, in den kommenden drei Jahren die jährlichen Mietsteigerungen auf höchstens ein Prozent im Jahr zu begrenzen und den Neubau in Berlin voranzutreiben. Offenbar will die Deutsche Wohnen ungeachtet des Ausgangs des Übernahmeangebots an dem mit Vonovia und Berlin vereinbarten Pakt festhalten, hieß es am Freitag bei dem Unternehmen: "Die Gespräche mit dem Berliner Senat hinsichtlich des Verkaufs einer signifikanten Anzahl an Wohnungen aus dem Bestand werden fortgeführt."

Vonovia hatte nach der Veröffentlichung des Scheiterns bekanntgegeben, nun die nächsten Schritte zu prüfen. Denkbar sei demnach etwa, dass der Konzern seine Deutsche-Wohnen-Aktien verkauft, weitere Aktien kauft oder ein neues Angebot unterbreitet. Zudem seien die von Vonovia gekauften Deutsche-Wohnen-Aktien mehr wert als in den Büchern stehe. "Vonovia ist weiterhin der Auffassung, dass ein Zusammenschluss mit der Deutsche Wohnen strategisch sinnvoll ist und Mehrwert für die Aktionäre beider Unternehmen schafft", teilte der Konzern mit.

Der finanzielle Schaden durch die gescheiterte Übernahme hält sich nach Buchs Worten in Grenzen: "Die Banken werden beispielsweise erfolgsabhängig bezahlt - die bekommen jetzt also gar nichts." Es ist bereits das zweite Mal, dass die Übernahme durch Vonovia gescheitert ist. Beim ersten Mal wehrte sich der Vorstand der Deutschen Wohnen.

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