Süddeutsche Zeitung

Volkswagen:Miese Stimmung

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In einer Umfrage des Betriebsrats kritisieren Mitarbeiter den Konzern. Sie beklagen unter anderem die Kommunikation des Vorstands.

Von Janis Beenen

Zweieinhalb Jahre nach Beginn des Dieselskandals scheint die Stimmung unter deutschen Mitarbeitern von Volkswagen schlechter zu sein als erwartet. Das geht aus einer Umfrage unter den Beschäftigten hervor. Viele Mitarbeiter sind mit dem Vorstand unzufrieden, fast zwei Drittel sehen "keine Verbesserung der Unternehmenskultur", teilt Betriebsratschef Bernd Osterloh den Angestellten mit.

Die Arbeitnehmervertretung hatte die Umfrage Anfang Dezember unter wissenschaftlicher Begleitung durchgeführt. Insgesamt nahmen an zehn deutschen Standorten etwa 51 000 Beschäftigte teil. Dies seien etwa 42 Prozent der VW-Angestellten in Deutschland. Ende Februar sollen die Ergebnisse im Detail vorgestellt werden. Erste Informationsveranstaltungen fanden am Mittwoch und Donnerstag statt. Solche Erhebungen gab es bereits in früheren Jahren.

Der generellen Kritik am Vorstand folgen konkrete Punkte. Die Angestellten sind mit der Arbeitsgestaltung und Belastung unzufrieden. 73 Prozent wünschen sich demnach flexiblere Arbeitszeitmodelle. Etliche machen sich laut Osterloh Sorgen, ob sie gesund ins Rentenalter kommen. Auch Ängste um den Arbeitsplatz werden deutlich. Die Ergebnisse seien auch für die laufenden Verhandlungen um den Haustarif von Bedeutung, so der Betriebsrat. Es geht um den Wunsch einer Wahlmöglichkeit zwischen mehr Entgelt oder mehr Freizeit.

Ebenso kritisieren die Mitarbeiter die Kommunikationspolitik des Unternehmens. Ein Vertreter des Betriebsrats führt etwa den Skandal um Schadstofftests an Affen an. Aus der Unternehmensführung kämen zu wenige Informationen. Osterloh benennt einen weiteren Punkt: "Die große Mehrheit der Befragten fühlt sich auf dem Weg in die Zukunft unzureichend eingebunden." Er habe mit Unternehmenschef Müller die Ergebnisse bereits besprochen. Man sei sich beispielsweise einig, dass die interne Kommunikation verbessert werden müsse. Bei seiner Kritik nimmt Osterloh den Konzernchef ausdrücklich in Schutz.

VW-Personalvorstand Karlheinz Blessing äußert sich in einem Schreiben an die Mitarbeiter zum Resultat der Befragung. Es ist der Versuch, allzu große Aufregung zu verhindern: "Bei den negativen Schlagzeilen, die uns immer wieder überraschen, wäre es erstaunlich, wenn das nicht auf die Stimmung schlagen würde." Blessing entschuldigt sich bei den Mitarbeitern, die das ertragen müssten. Gleichzeitig verweist er auf ein konzerneignes Stimmungsbarometer. Daraus sei hervorgegangen, dass die meisten VW als guten Arbeitgeber sehen. Dennoch gibt sich der Manager selbstkritisch. Die Verbesserung der Unternehmenskultur brauche Zeit. Müller hatte im Zuge des Dieselskandals einen "Kulturwandel" versprochen. Bei Arbeitszeitmodellen und betrieblicher Altersvorsorge arbeite man an Verbesserungen, schreibt Blessing. Zudem betont er die Sicherheit der Stammarbeitsplätze.

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Quelle:
SZ vom 16.02.2018
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