Süddeutsche Zeitung

Versorgungskrise:100 000 Venezolaner decken sich in Kolumbien mit Nahrung ein

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Angesichts der schweren Versorgungskrise in Venezuela haben fast 100 000 Bürger des Landes eine kurzfristige Grenzöffnung zu Einkäufen im Nachbarland Kolumbien genutzt. Die Menschen deckten sich am Wochenende mit Lebensmitteln, Medikamenten und Dingen des täglichen Bedarfs ein. Seit Samstag seien 98 000 Menschen ins Departamento Norte de Santander gekommen, berichtet die Zeitung El Tiempo.

Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hatte am Samstag Grenzübergänge für eine befristete Zeit freigegeben. Venezolaner konnten dann mit einem Personalausweis zwei Brücken ins Nachbarland Kolumbien überqueren. Die venezolanische Nationalgarde und Soldaten beider Staaten waren im Einsatz, um die Menschenmengen zu kontrollieren.

Versorgungskrise in Venezuela noch immer eklatant

Der Ansturm zeigt das Ausmaß der Versorgungskrise in Venezuela. Das Land leidet seit Monaten unter einer schweren Wirtschaftskrise. In den Supermärkten des südamerikanischen Landes fehlt es an Nahrungsmitteln und Artikeln des täglichen Bedarfs. Die Menschen beschafften sich am Wochenende in Kolumbien unter anderem Reis, Zucker, Mehl, Toilettenpapier und Speiseöl.

Gleichzeitig gehen vielen venezolanischen Krankenhäusern die Medikamente aus. Das südamerikanische Land ist extrem abhängig von seinen Einnahmen aus dem Öl-Export. Wegen des niedrigen Ölpreises verfügt Venezuela über nicht mehr genügend Devisen, um Rohstoffe und Importwaren einzuführen.

Die sozialistische Regierung von Präsident Nicolás Maduro macht für die Krise einen vom Ausland und Unternehmerkreisen angezettelten "Wirtschaftskrieg" verantwortlich. Laut der Opposition und ausländischen Beobachtern hat die Regierung die Misere hingegen durch eine verfehlte Wirtschaftspolitik selbst herbeigeführt.

Bereits am vorvergangenen Wochenende waren Tausende Venezolaner zum Einkaufen nach Kolumbien gekommen. Die venezolanische Regierung hatte die Grenze vor rund einem Jahr geschlossen. Damit wollte sie den Schmuggel subventionierter Produkte aus Venezuela nach Kolumbien und das Eindringen bewaffneter Gruppen verhindern. Anfang August wollen die Außenministerinnen beider Länder nun über die Grenzsituation beraten.

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