Süddeutsche Zeitung

Report:Club der Dollar-Millionäre schrumpft

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Die Börsenturbulenzen 2022 brachten den Reichsten der Welt hohe Verluste. Dennoch besitzt diese exklusive Gruppe fast soviel Geld wie das globale Bruttoinlandsprodukt, so eine Studie.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Viele reiche Menschen sind im vergangenen Jahr etwas weniger reich geworden. Für Mitgefühl besteht zwar kein Anlass, aber der aktuelle World Wealth Report der Beratungsgesellschaft Capgemini belegt, dass auch die Millionäre dieser Welt aufgrund der geopolitischen und in der Folge auch ökonomischen Turbulenzen im Jahr 2022 Vermögen verloren haben. "Die Zahl der vermögenden Privatpersonen ist im Jahr 2022 weltweit um 3,3 Prozent auf 21,7 Millionen gesunken. Der Wert ihres Vermögens ging im gleichen Zeitraum um 3,6 Prozent auf 83 Billionen US-Dollar zurück", so das Ergebnis der jährlich durchgeführten Untersuchung. Es handele sich um den stärksten Rückgang seit zehn Jahren. Besonders der Kurseinbruch an den Aktienmärkten kostete die Superreichen sehr viel Geld. Dennoch bleibt der vergleichsweise kleinen Gruppe viel Geld. Zum Vergleich: weltweit betrug das Bruttoinlandsprodukt 2022 rund 100 Billionen Dollar.

In Deutschland verkleinerte sich der Club der Dollar-Millionäre von 2021 auf 2022 um 20 900 Menschen auf gut 1,6 Millionen Personen. Ihr Gesamtvermögen sank um 2,2 Prozent auf gut 6,1 Billionen Dollar. Ein Jahr zuvor war es noch um 7,4 Prozent auf rund 6,3 Billionen Dollar gestiegen. In Europa insgesamt schrumpften die Vermögen der Dollar-Millionäre im Jahresvergleich den Berechnungen zufolge um 3,2 Prozent auf 18,2 Billionen Dollar. Den stärksten Vermögensrückgang verzeichnete demnach die Region Nordamerika mit minus 7,4 Prozent auf 25,6 Billionen Dollar.

Deutschland behauptet der Auswertung zufolge trotz sinkender Zahlen Platz drei in der Rangliste der Länder mit den meisten Dollar-Millionären: An der Spitze stehen nach wie vor die USA mit nun gut 6,9 Millionen Menschen in dieser Kategorie, vor Japan mit 3,55 Millionen. China kommt als Viertplatzierter auf knapp 1,5 Millionen vermögende Privatpersonen, die in der Studie mit dem englischen Fachbegriff "High Net Worth Individuals" bezeichnet werden. Im Gegensatz zu den führenden Industriestaaten zeigten sich Afrika, Lateinamerika sowie der Nahe Osten widerstandsfähig und verzeichneten im Jahr 2022 ein finanzielles Wachstum, das auf starke Entwicklungen im Öl- und Gassektor zurückzuführen ist.

Deutsche Millionäre verloren an der Börse Milliarden

"High Net Worth Individuals" sind definiert als Personen mit einem investierbaren Vermögen von einer Million US-Dollar oder mehr. Dabei berücksichtigt Capgemini den Besitz von Aktien, festverzinslichen Wertpapieren, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital, Bargeld sowie Immobilien, sofern diese nicht selbst genutzt werden. Sammlerstücke sowie Verbrauchs- und Gebrauchsgüter werden nicht mit eingerechnet. Der World Wealth Report 2023 deckt 71 Märkte ab, auf die mehr als 98 Prozent des globalen Bruttonationaleinkommens und 99 Prozent der weltweiten Börsenkapitalisierung entfallen. Im Rahmen der Untersuchung wurden 3171 vermögende Personen befragt.

Der Capgemini-Bericht deckt sich weitestgehend mit anderen Erhebungen. Der Versicherer Allianz, der jährlich eine Studie zur Entwicklung der globalen Geldvermögen vorlegt, prognostizierte bereits im Oktober für 2022 die Trendwende: Nach deutlichen Zuwächsen von jeweils mehr als zehn Prozent in den drei Jahren zuvor sei für 2022 wegen der Folgen des Ukraine-Kriegs inklusive hoher Inflation und Verschärfung der Geldpolitik mit einem Rückgang des globalen Geldvermögens um mehr als zwei Prozent zu rechnen - der erste nennenswerte Vermögensverlust seit der Finanzkrise 2008.

Bezogen auf Deutschland kam die Bundesbank für 2022 zu dem Ergebnis, dass die Menschen hierzulande infolge von Kursstürzen an den Börsen im vergangenen Jahr in der Summe Milliarden verloren haben. Das Vermögen der privaten Haushalte in Form von Bargeld, Wertpapieren, Bankeinlagen sowie Ansprüchen gegenüber Versicherungen lag nach Berechnungen der Bundesbank zum Jahresende mit rund 7254 Milliarden Euro deutlich unter dem Rekordwert von 7624 Milliarden Euro von Ende 2021.

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