Süddeutsche Zeitung

Unpünktlich:Neue Strecken, neue Preise, alte Probleme

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Was sich mit dem Fahrplanwechsel bei der Deutschen Bahn ändert.

Von Markus Balser, Berlin

Bei der Deutschen Bahn hat das schon lange Tradition: Kurz vor Weihnachten tritt nach monatelanger Planung Jahr für Jahr ein neuer Fahrplan in Kraft. Für Bahnkunden ändert sich auch in diesem Jahr am Sonntag so einiges. Doch fast zeitgleich mit den Plänen für die nächsten Monate musste der Konzern am Freitag einräumen, dass er das größte Ärgernis für Bahnkunden nicht in den Griff bekommt: die Unpünktlichkeit.

Im November fuhren gerade mal noch 72,2 Prozent der Fernzüge pünktlich. So teilte es der Konzern mit. Das ist bereits der dritte Rückgang in Folge. Nur im Juni lag der Monatswert in diesem Jahr noch niedriger. Dabei geht die Bahn schon sehr kulant mit den eigenen Zügen um. Als pünktlich gelten sie, wenn sie weniger als sechs Minuten zu spät eintreffen. Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla hatte vergangene Woche bereits eingeräumt, dass die Bahn ihre Pünktlichkeitsziele für dieses Jahr verfehlen wird. Der Konzern hatte für den Fernverkehr mit ICE und Intercity eigentlich 76,5 Prozent angepeilt.

Die übliche Preiserhöhung zum Fahrplanwechsel fällt in diesem Jahr aus. Die günstigsten Tickets des Konzerns, die allerdings nicht immer zu haben sind, werden sogar etwas billiger. Vom 1. Januar an sind die sogenannten Super-Sparpreis-Tickets für 17,90 Euro buchbar. Schon zum Neujahrstag könnten Fahrkarten insgesamt um zehn Prozent billiger werden - sofern Bundestag und Bundesrat die geplante Mehrwertsteuersenkung noch vor Weihnachten beschließen.

Die Bahn hatte schon vor einigen Wochen angekündigt, diese Steuersenkung voll weiterzugeben und die eigenen Preise nicht zu erhöhen. Allerdings gilt das nur für den Fernverkehr. Im Nahverkehr steigen die Fahrpreise bei der Bahn und anderen Anbietern an diesem Sonntag durchschnittlich um 1,7 Prozent, Verbundtarife erhöhen sich teils noch stärker.

Das neue Jahr bringt neue Baustellen

Auch bei den Zugverbindungen wird sich im Fernverkehr von Sonntag an einiges ändern. Auf viel genutzten Strecken will die Bahn mehr Züge einsetzen. Auf den ICE-Linien Berlin - Erfurt - München und Berlin - Braunschweig - Frankfurt/Main soll es mit zusätzlichen Verbindungen einen lückenlosen Stundentakt geben. Zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen fahren von Sonntag an 15 Prozent mehr Züge, zwischen Berlin und München sowie zwischen Hamburg und Köln sind es zehn Prozent mehr. Auch eine neue Intercity-Strecke von Rostock nach Dresden nimmt die Bahn auf. Sie fährt die Trasse über Berlin stufenweise hoch. Zunächst mit zehn Fahrten täglich, von März an dann mit 16 Verbindungen. Passagiere sind dann auch in Doppelstock-Zügen unterwegs, die die Bahn von der österreichischen Westbahn gekauft und umlackiert hat. So will sie schneller mehr Städte an den Fernverkehr anschließen. Mit Elsterwerda und Doberlug-Kirchhain hält der Zug in Gemeinden mit weniger als 10 000 Einwohnern. Weitere Stationen sind Oranienburg, Neustrelitz und Waren (Müritz). Von Mai an fährt die Bahn auch den neuen Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld an, der im Oktober eröffnen soll.

Das neue Jahr bringt allerdings auch neue Baustellen. Spüren werden das Passagiere etwa auf der wichtigen Trasse zwischen Mannheim und Stuttgart. Sie wird vom 10. April bis 31. Oktober gesperrt, um Gleise und Weichen auszutauschen. Das hat gravierende Folgen, denn über den Abschnitt fährt jeder sechste Kunde im Fernverkehr. Normalerweise dauert die Fahrt 40 Minuten. Weil die Züge umgeleitet werden, verlängert sich die Fahrt um 30 bis 60 Minuten. Zudem fallen Züge aus, weil es auf der Alternativroute weniger Kapazitäten gibt.

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Quelle:
SZ vom 14.12.2019
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