Süddeutsche Zeitung

Umstrittene iPhone-App:Mussolini abgesetzt

Eine iPhone-App mit Reden des faschistischen Diktators Mussolini wurde in Italien zum Verkaufshit - nun ist sie nicht mehr erhältlich. Proteste sind jedoch nicht der Grund dafür.

Seine digitale Wiederauferstehung währte nur wenige Tage: Die iPhone-Applikation mit 120 Reden des italienischen Diktators Benito Mussolini ist nicht mehr auf der Verkaufsplattform iTunes erhältlich. Der Entwickler gab gegenüber italienischen Medien an, das Mini-Programm wegen urheberrechtlicher Probleme entfernt zu haben.

Ein Filmstudio, das nach eigenen Angaben die Rechte an den in der App verwendeten Aufnahmen hält, hatte am Mittwoch mit einer Klage wegen Verstoß gegen das Urheberrecht gedroht. "iMussolini" war in den vergangenen Tagen zur meistverkauften iPhone-Applikation Italiens avanciert. Der Download-Preis lag bei 79 Cent.

Der Entwickler hatte betont, es handele sich nicht um eine politische Anwendung, sondern um ein historisches Dokument. Elan Steinberg, der Leiter der amerikanischen Vereinigung der Holocaust-Überlebenden und ihrer Nachkommen, hatte Apple heftig kritisiert: Es sei eine Schande, dass das Unternehmen den Verkauf der App über iTunes genehmigt habe. Apple prüft alle Applikationen, bevor sie zum offiziellen Verkauf freigegeben werden.

"Teil unserer Geschichte"

Alessandra Mussolini, Enkelin des faschistischen Diktators und Parlamentsabgeordnete für die rechtsgerichtete Berlusconi-Partei Popolo della Liberta (PDL), hatte die Applikation verteidigt: "Diese Reden, ob man sie mag oder nicht, sind ein Teil unserer Geschichte", sagte sie, "aber wenn ihr Geschichte durch Zensur ausradieren wollt, macht nur weiter."

Obwohl in der Applikation darum gebeten wird, "unpassende Bemerkungen, die den Faschismus loben" zu unterlassen, waren nach Medienangaben in den Produktbewertungen des iTunes-Stores zahlreiche Beiträge zu lesen, die Mussolini indirekt huldigten. Unter anderem seien Kommentare wie "Dux, Dux, Dux" veröffentlicht worden. Mit diesem Gruß hatten Massenversammlungen in der Zeit des Faschismus Mussolini begrüßt.

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