Süddeutsche Zeitung

Umfrage:Aktien attraktiver als Festgeld

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Bei den Bundesbürgern deutet sich in der Corona-Krise eine neue Einstellung zum Geldanlegen an.

Von Harald Freiberger, München

Aktien und Anleihen sind für deutsche Anleger in der Corona-Krise attraktiver geworden, obwohl die Börsen im März um bis zu 40 Prozent einbrachen. Gleichzeitig nimmt die Bedeutung traditioneller Anlagen wie Tagesgeld oder Sparbücher ab. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Marktforschung Puls im Auftrag von Quirion, dem Robo-Advisor der Quirin-Bank. Sie befragte mehr als 2000 Bundesbürger im November 2019 und im Juni 2020, also vor und nach Ausbruch der Corona-Pandemie.

"Die Deutschen erkennen zunehmend die Attraktivität des Kapitalmarkts", sagt Konrad Weßner, Geschäftsführer von Puls. Quirion-Chef Martin Daut hatte nach dem Börsen-Crash im März befürchtet, dass Privatanleger Aktien, Fonds oder Indexfonds (ETF) "wieder für Teufelszeug halten". Doch das Gegenteil sei der Fall, viele Anleger hätten den Kurseinbruch sogar zum Einstieg genutzt und von den danach anziehenden Börsen profitiert.

In der Befragung gaben die Bundesbürger an, dass sie Aktien, Fonds und ETF derzeit für die attraktivsten Anlageformen halten, deutlich vor traditionellen Zinsprodukten wie dem Sparbuch, Tages- und Festgeld, Bausparverträgen oder Lebensversicherungen. Damit zeichnet sich bei den Bundesbürgern eine Änderung der Einstellung ab; die Deutschen gelten seit jeher als Volk von Sparern, die Investitionen in Aktien scheuen. Die seit Jahren niedrigen Zinsen, die durch die Geldpolitik in der Corona-Krise noch für lange Zeit festgeschrieben sind, dürfte zu dieser Einstellungsänderung beigetragen haben.

Dabei ist den Bundesbürgern bewusst, dass die Lage an den Kapitalmärkten durch Corona auf lange Zeit angespannt bleiben wird. Gleichzeitig sehen sie aber, dass die Chancen dort langfristig größer sind als bei Sparprodukten. Dies beeinflusst auch die Wahrnehmung des Risikos: Mit kaum verzinstem Tages- oder Festgeld erleiden Sparer real, unter Berücksichtigung der Inflationsrate, einen Wertverlust. An den Kapitalmärkten dagegen ist langfristig die Rendite im Durchschnitt deutlich höher. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Anleger ihr Geld breit streuen, zum Beispiel mit einem monatlichen Sparplan in einen ETF. Die Zahl der Bundesbürger, die in einen solchen Sparplan investieren, ist im vergangenen halben Jahr deutlich gestiegen. Die durchschnittliche Sparrate liegt bei 391 Euro im Monat.

Sicherheit ist den Deutschen wichtig. Doch was hilft Sicherheit, wenn es keine Zinsen mehr gibt?

Am wichtigsten ist den Deutschen bei der Geldanlage nach wie vor die Sicherheit. 61 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass sie in der Corona-Krise stärker auf Sicherheit achten. Das ist ein scheinbarer Widerspruch zur Abkehr von Tages- oder Festgeld, die zwar Sicherheit bieten, aber keine Rendite mehr. Offenbar fühlen sich die Bundesbürger mit breit gestreuten Investments auf dem Kapitalmarkt inzwischen sicherer als mit unverzinsten Sparprodukten.

Auch der stark gestiegene Goldpreis beschäftigt die Bundesbürger. 44 Prozent gaben an, dass Edelmetalle, vor allem Gold, für sie in der Corona-Krise interessanter geworden sind. Mit dem Boom steigt allerdings auch die Gefahr von Rückschlägen. Am Dienstag brach der Gold-Kurs um fünf Prozent ein, der größte Tagesverlust seit sieben Jahren. Vor einer Woche erreichte der Kurs seinen Höchststand mit 2070 Dollar pro Feinunze, am Mittwoch waren es noch 1938 Dollar.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2020
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