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Twitter:Erster Jahresgewinn, Aktie stürzt ab

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Der Kurznachrichtendienst erwartet sinkende Erlöse und Nutzerzahlen.

Von Katharina Kutsche, München

Eigentlich sehen die Zahlen von Twitter gut aus: Der Kurznachrichtendienst hat seinen Umsatz im vierten Quartal 2018 um 24 Prozent gesteigert und 909 Millionen Dollar erlöst. Und während das Unternehmen aus San Francisco für das Jahr 2017 noch Millionenverluste gemeldet hatte, hat es im vergangenen Jahr erstmals durchgängig Gewinn gemacht, nämlich 1,2 Milliarden Dollar. Neue Videoformate hatten Twitter höhere Werbeeinnahmen beschert. Bei den Anlegern verfingen die Ergebnisse allerdings nicht. Kurz nach Börsenöffnung in New York am Donnerstag fiel die Aktie um zehn Prozent.

Ein Grund dafür dürfte sein, dass die Twitter-Verantwortlichen selbst mit weniger Wachstum rechnen. Sie prognostizieren für das laufende Quartal Erlöse zwischen 715 und 775 Millionen Dollar. Auch die Nutzerzahlen sinken kräftig. Monatlich sind zuletzt 321 Millionen Menschen auf der Plattform aktiv gewesen, neun Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum und fünf Prozent weniger als im dritten Quartal.

Den Rückgang bei den monatlich aktiven Nutzern - eine Zahl, die Twitter zukünftig nicht mehr veröffentlicht - erklärt das Unternehmen um Jack Dorsey übrigens mit eigenen Aktivitäten. Gerade nach der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl musste sich der Konzern umfassender und berechtigter Kritik stellen: Twitter tue nicht genug gegen Hassrede, Desinformation und gefälschte Konten. Nun hat das Unternehmen kräftig aufgeräumt, Konten geprüft und gelöscht. Es sei zu erwarten, dass die Zahl der monatlichen Nutzer deswegen auch im ersten Quartal weiter sinke.

Trotzdem ist das ein Trend, den auch andere soziale Netzwerke verschmerzen mussten. Snapchat etwa, eine App, mit der gerade junge Menschen zwischen 13 und 24 Jahren Bilder und Videoschnipsel verschicken, kämpfte 2018 ebenfalls mit einem Nutzerschwund, nachdem der Dienst ein paar wesentliche Funktionen verändert hatte und so den Unmut seiner Kunden auf sich zog. Snap, dem Unternehmen hinter der App, gelang es aber, die Zahl der Nutzer konstant halten und in Werbeeinnahmen umzuwandeln. Das gefiel der Börse: Am Dienstag war die Aktie um bis zu ein Viertel ihres Wertes gestiegen.

Konkurrent Twitter gab am Donnerstag auch erstmals bekannt, wie viele täglich aktive Nutzer der Kurznachrichtendienst hat. Die Zahl gilt auf dem Kapitalmarkt als wichtige Kennziffer, ermöglicht sie doch den direkten Vergleich mit den anderen sozialen Medien. Mit 126 Millionen Menschen, die pro Tag auf Twitter unterwegs sind, erzielt das Unternehmen zwar eine Steigerung um neun Prozent. Snapchat dagegen hat 186 Millionen tägliche Nutzer und Wettbewerber Facebook sogar 1,52 Milliarden.

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Quelle:
SZ vom 08.02.2019
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