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Twitter: Börsen-Pläne:Aufregung in 61 Zeichen

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Eine Milliarde Dollar ist Twitter wert, obwohl das Unternehmen keine Gewinne macht. Jetzt zwitschert Manager Biz Stone von einem Börsengang - um frisches Kapital einzusammeln.

Thorsten Riedl

Dass er die Welt mit 140 Zeichen aufmischen kann, hat Biz Stone schon bewiesen. Nur so viele Zeichen sind nämlich beim Online-Kurznachrichtendienst Twitter erlaubt, den Stone mitgegründet hat. Gerade befindet sich der Manager des US-Startups auf Tour und versetzt mit kurzen Statements die Internetwelt in Aufruhr. Übernahmen etwa könne er sich vorstellen, sagte er am Dienstag in Tel Aviv.

Tags zuvor hatte er ebenso knapp in London erklärt: "Ein Börsengang könnte eine Option sein, irgendwann - wer weiß." 61 Zeichen. Doch mit solchen Nachrichten versteht es Stone, die Aufgeregtheit um sein Unternehmen noch zu steigern - das weiterhin keinen Gewinn macht und trotzdem schon eine Milliarde Dollar wert sein soll.

Nur zwei Wochen brauchte Twitter-Gründer Jack Dorsey vor drei Jahren von der Idee bis zur Umsetzung des Online-Nachrichtendienstes. Ihn interessierte, was seine Freunde gerade machen. Er gab daher jedem 140 Zeichen, um eine kurze Statusmeldung abzusetzen. Inzwischen nutzen das Online-System nicht mehr nur Freunde, um sich in der Freizeit zu verabreden, sondern auch um über Filme, Bücher oder sonstige, aktuelle Trends zu quatschen. Politiker zwitschern inzwischen ebenso wie Chefs von Unternehmen. Auch Firmen schicken Werbebotschaften über Twitter oder kommen so in Kontakt mit Kunden.

Vier Millionen Dollar Umsatz

Fast 60 Millionen Nutzer sind bei Twitter angemeldet. Zuletzt fielen die Abrufzahlen der Twitter-Seite rapide, von September zu Oktober allein um fast 30 Prozent, berichten die Marktforscher von Nielsen. Das hänge aber weniger an Twitter, als an neuen Wegen, den Dienst zu nutzen, etwa über das Handy.

Dorsey und Stone haben eines der spannendsten Projekte im Netz geschaffen - das kein Geld verdient. Auf gerade mal vier Millionen Dollar beläuft sich in diesem Jahr der Umsatz, teilte Twitter vor kurzem mit. Die Erlöse kommen vor allem durch ein Abkommen mit Microsoft, auf dessen Suchmaschine Bing die Inhalte von Twitter auch zu finden sind. "Wir machen ein wenig Geld heute", sagt Stone, "aber das ist nur der Anfang".

Kommendes Jahr sollen Werbeeinnahmen die Kassen von Twitter füllen. Die Investoren glauben an dieses Modell. Sie haben die 92-Mann-Bude im Herbst erst mit einer Milliarde Dollar bewertet. Seit Gründung hat Twitter bereits 155 Millionen Dollar an Wagniskapital kassiert. Die Werbung werde in Twitter integriert sein, erklärte Stone. "Wir wollen etwas kreieren, das organisch ist und in die Art und Weise passt, wie Leute Twitter schon heute nutzen."

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Quelle:
SZ vom 25.11.2009
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