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Konzernaufspaltung abgesagt?:Gerüchte um Thyssenkrupp lassen Aktie stark steigen

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Noch sind es nur Gerüchte, doch an der Börse nimmt man sie durchaus ernst: Insidern zufolge hat der Industriekonzern Thyssenkrupp seine geplante Aufspaltung in zwei Teile abgesagt. Auch die geplante Stahl-Fusion mit Tata sei demach vom Tisch. Unmittelbar nach Bekanntwerden der vermeintlichen Pläne stieg die Thyssenkrupp-Aktie um zwischenzeitlich mehr als zehn Prozent.

Den Insidern zufolge erwägt die Konzernspitze nun eine Holding-Struktur mit der Möglichkeit, die Aufzugssparte abzuspalten oder teilweise an die Börse zu bringen. Thyssenkrupp lehnte einen Kommentar bislang ab.

Die geplante Konzernaufspaltung in einen Industriegüter- und einen Werkstoffkonzern ist das ureigene Projekt von Konzernchef Guido Kerkhoff, der seit knapp einem Jahr im Amt ist. Doch wegen des Kursverfalls der Thyssen-Aktien - am Mittwoch war der Kurs auf den tiefsten Stand seit 15 Jahren gefallen - mache die Aufspaltung keinen Sinn mehr, sagten die Insider.

Das konjunkturanfällige Werkstoffgeschäft sollte finanziell abgesichert werden, indem es an dem profitableren Industriegüterkonzern eine Beteiligung hält. Je weniger Thyssenkrupp jedoch wert ist, desto höher müsste die Beteiligung des Werkstoffkonzerns sein. Zudem wurden die Kosten der Aufspaltung im Konzern auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Auch deshalb stellte die neue Aufsichtsratschefin Martina Merz das Vorhaben noch mal auf den Prüfstand, wie Insider Reuters gesagt hatten.

Thyssenkrupp und Tata wollten den zweitgrößten Stahlhersteller Europas schmieden

Neun Monate ist es zudem her, dass Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp beschlossen hat, sein altes Stammgeschäft in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konkurrenten Tata Steel auszulagern. Bis zuletzt gab es jedoch keine Klarheit darüber, ob die Fusion auch wirklich kommen würde.

Thyssenkrupp und Tata wollten gemeinsam den zweitgrößten Stahlhersteller Europas schmieden. Mit ihrem Fusionsplan hatten die Firmen auf die weltweiten Überkapazitäten auf dem Stahlmarkt reagieren wollen, mitsamt schwankenden Preisen und höheren Zöllen.

Bedenken an der Fusion hatte insbesondere die EU-Kommission: Vor allem auf den Märkten für Autoblech und Verpackungsstahl wäre ihr Gemeinschaftsunternehmen zu mächtig, kritisieren die Wettbewerbshüter. Sie sollen den Konzernen einen 200 Seiten langen Brief voller Bedenken geschickt haben. Brüssel hatte ursprünglich bis zum 17. Juni über die geplante Stahlfusion entscheiden wollen.

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