Süddeutsche Zeitung

Supermarktkette:Metro will Real verkaufen

Lesezeit: 2 min

Von Michael Kläsgen und Benedikt Müller, Düsseldorf

Der Handelskonzern Metro trennt sich überraschend von der Supermarktkette Real und fokussiert sich auf den Großhandel. Der Vorstand habe beschlossen, einen Verkaufsprozess für Real einzuleiten. Das habe das Gremium am Donnerstagabend entschieden, hieß es in einer Pflichtmitteilung des im MDax notierten Handelskonzerns.

Metro reagiert damit auch auf den Druck der Großaktionäre, die mit der Entwicklung des Aktienkurses unzufrieden sind. Real belastet seit langem die Bilanz. Über den Verkauf wird seit längerem spekuliert. Zuletzt gab es heftigen Streit mit der Gewerkschaft Verdi über den Verbleib in der Tarifbindung und die Gehälter bei Real. Metro-Chef Olaf Koch bekräftigte in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung noch im Mai, an Real unbedingt festhalten zu wollen. Koch argumentierte, Real fülle in Deutschland mit seiner Größe und Vielfalt eine Lücke.

Real ist mit den Hypermärkten in Frankreich oder den USA vergleichbar. Gleichzeitig betrieb Koch den Ausstieg der Kette aus dem Flächentarifvertrag. Der Prozess stockte zuletzt. Koch wollte die 34 000 Mitarbeiter bei der kleinen, arbeitgebernahen Gewerkschaft DHV unterbringen, die sich dagegen wehrte. Der Verkauf von Real bringt die schwierigen Verhandlungen nun zu einem abrupten Ende.

Das Problem für Metro war aus Kochs Sicht, dass der Düsseldorfer Handelskonzern etwa 30 Prozent mehr Lohn als die Konkurrenten Rewe und Edeka für seine Mitarbeiter zahlt und deswegen nicht wettbewerbsfähig wirtschaften kann. Viele selbständige Händler der großen Supermarktketten hätten sich aus der Tarifbindung verabschiedet, beklagte Koch. Leider scheine das die Kunden kaum zu interessieren, klagte er.

Der Konzern verliert wichtige Aktionäre

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Koch für einen Komplettverkauf entscheidet. Auch den Kölner Warenhauskonzern Galeria Kaufhof veräußerte er 2015. Metro selber steht seit geraumer Zeit inmitten eines größeren Umbruchs. Der Konzern verliert gleich zwei seiner wichtigsten Aktionäre: Die Duisburger Firmengruppe Haniel, die seit fünf Jahrzehnten am Metro-Konzern beteiligt ist und sämtliche 22,5 Prozent der Aktien an dem Handelsunternehmen verkaufen will, wenn auch in zwei Schritten. Das hat Haniel erst Ende August bekanntgegeben. Ein erstes Aktienpaket hat das Familienimperium bereits an den tschechischen Investor Daniel Kretinsky verkauft. Er kann sich mit seinem Konsortium auch den zweiten Teil der Metro-Beteiligung sichern.

Was Kretinsky mit der Metro vorhat, hat der langjährige Energieunternehmer bislang nicht konkretisiert. Bevor er seine Strategie öffentlich gemacht hat, leitet der Handelskonzern nun selbst den Abschied von der Tochterfirma Real ein. Kretinsky kann seinen Einfluss auf die Metro demnächst sogar noch ausbauen. Denn auch Cecomomy, der Mutterkonzern von Mediamarkt und Saturn, will seine zehnprozentige Beteiligung an Metro verkaufen - und verhandelt darüber ebenfalls mit dem tschechischen Investor. Sobald Kretinsky mehr als 30 Prozent der Anteile kontrollieren würde, müsste er allen Metro-Aktionären ein offizielles Übernahmeangebot unterbreiten.

Mit dem Verkauf von Real würde sich Metro endgültig auf sein Stammgeschäft konzentrieren: die mittlerweile mehr als 760 Großmärkte seiner Marken Metro und Makro weltweit. Das ist Kochs beabsichtigtes Ziel.

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