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Energiekosten:Strom ist so teuer wie nie zuvor

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Strom war für Privathaushalte in Deutschland noch nie so teuer wie in diesen Tagen. Im bundesweiten Durchschnitt koste eine Kilowattstunde Strom derzeit 29,42 Cent, teilt das Vergleichsportal Verivox mit. Auch Check24 berichtet von einem Rekord beim durchschnittlichen Strompreis, der im März den siebten Monat in Folge gestiegen sei.

In den ersten drei Monaten dieses Jahres haben laut Verivox etwa zwei Drittel der 826 Grundversorger in Deutschland die Preise erhöht, und zwar um durchschnittlich fünf Prozent. Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden sind das Mehrkosten von etwa 60 Euro im Jahr. Für April und Mai hätten demnach weitere 62 Grundversorger Preiserhöhungen angekündigt. Ein Ende dieses Trends ist Experten zufolge vorerst wohl nicht in Sicht. Check24 geht bei der Grundversorgung "zunächst von weiter steigenden Strompreisen aus".

Die Verbraucher bekommen zurzeit mit einiger Verzögerung die 2018 gestiegenen Beschaffungspreise der Versorger zu spüren. Nach Zahlen der Bundesnetzagentur lag der Großhandelspreis für Strom im vergangenen Jahr etwa 30 Prozent über dem Durchschnittspreis des Vorjahres.

Die Beschaffungskosten selbst machen nach Branchenangaben jedoch nur etwa 18 Prozent des Endpreises aus. Größeres Gewicht am Gesamtpreis haben Netzentgelte, EEG-Umlage sowie Steuern und Abgaben. An dieser Stelle könnte künftig eine Entlastung der Haushalte bei weiter steigenden Strompreisen geben: Die Kohlekommission hat vorgeschlagen, dass der Bund von 2023 an Privatleuten und Unternehmen einen Zuschuss zu den Netzentgelten zahlen soll.

Immerhin: In den vergangenen Monaten hat sich der Preisanstieg bereits ein wenig verlangsamt. "Seit dem Höchststand im Oktober 2018 ist der Preis an der Leipziger Strombörse zur Lieferung im Jahr 2020 um etwa zehn Prozent gesunken", sagte Fabian Huneke vom Berliner Beratungsunternehmen Energy Brainpool. Noch stärker hätten allerdings die Kosten für Kohle und Gas nachgegeben. Sie seien im gleichen Zeitraum sogar um 20 Prozent gefallen, da die Nachfrage nach Steinkohle auf dem Weltmarkt derzeit deutlich geringer sei als noch vor drei Jahren erwartet, erläuterte Huneke. "Das drückt jetzt auf den Kohlepreis." Auch die nach dem warmen Winter in Deutschland für diese Jahreszeit ungewöhnlich gut gefüllten Gasspeicher wirkten preisdämpfend.

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