Süddeutsche Zeitung

Stiftungen:Wo ist der deutsche Gates?

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Spenden nehmen zu, Großspenden bleiben aber selten.

Von Lea Hampel, München

Der gemeine Deutsche gilt als spendenfreudig. 35 Euro, so hat das Marktforschungsunternehmen GfK herausgefunden, hat der Durchschnittsspender in der Bundesrepublik von Januar bis Oktober gegeben, wenn er von seinem Geld etwas für Vereine, eine große Organisation oder lokale Projekte abgezwackt hat. Zusammengekommen sind so 3,4 Milliarden Euro. Diese Umfrageergebnisse mögen eindrucksvoll klingen. Im Vergleich zu dem, was Mark Zuckerberg dieser Tage angekündigt hat, klingt es dennoch mickrig: Mehr als 40 Milliarden US-Dollar wollen der Facebook-Chef und seine Frau im Laufe ihres Lebens spenden, um mehr Chancen- und Bildungsgerechtigkeit auf der Welt zu ermöglichen. Um dahin zu kommen, müssten sich die Deutschen dann doch noch etwas anstrengen. Aber immerhin steigt hier die Zahl der Stiftungen, gemeinnützigen Organisationen und nicht zuletzt der Spenden ebenfalls von Jahr zu Jahr. Mehr als 600 000 Organisationen werben um die Euros der Deutschen. Besonders gern geben die ihr Geld dieses Jahr laut dem Verein "Deutscher Spendenrat" für den Notfall- und Katastrophenschutz, etwa nach dem Erdbeben in Nepal, und die Flüchtlingshilfe aus - und weniger für Umweltprojekte und Denkmalschutz.

Ein großer Teil gemeinnütziger Arbeit wird ohnehin nicht von kleinen Privatspendern ermöglicht - sondern von Stiftungen, die von Firmen und Unternehmern ins Leben gerufen wurden. Sie verwenden meist nur jenes Geld, das als Ertrag aus Vermögen wie Immobilien entsteht. Die größten deutschen Stiftungen sind unter anderem die Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit einem Vermögen von 6,2 Milliarden Euro, die Robert-Bosch-Stiftung mit 5,2 Milliarden Euro sowie die nach dem SAP-Mitbegründer benannte Dietmar-Hopp-Stiftung mit 4,3 Milliarden Euro. Wichtig sind sie vor allem im Sozialwesen, an Hochschulen und für die Finanzierung kultureller Einrichtungen. Seit der Jahrtausendwende hat die Anzahl der Stiftungen massiv zugenommen, auf 100 000 Bürger kommen derzeit etwa 26. Dabei wenden sich vor allem solche, die nicht nur Geld geben, sondern eigene Projekte betreiben, in Konkurrenz zu klassischen Hilfsorganisationen.

Gebewillige Milliardäre, die fast ihr komplettes Vermögen weggeben wie Bill und seine Frau Melinda Gates, Warren Buffett oder Mark Zuckerberg, finden die Spendenwerber hierzulande noch eher selten. Sogenannte Großspender handeln in Deutschland weniger öffentlichkeitswirksam. Doch auch etwas weniger als etliche Milliarden Euro reicht für diesen Titel: Laut dem "Deutsche Spendenrat" beginnen Großspenden bei 2500 Euro.

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Quelle:
SZ vom 03.12.2015
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