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Sparkasse Hamburg:Das Ende der Sortierung

Die Sparkasse Hamburg ordnete ihre Kunden in bestimmte Kategorien ein, um besser Produkte verkaufen zu können. Nach massiver Kritik beendet sie diese Sortierung - zeigt sich aber nicht sonderlich einsichtig.

Ist der Kunde Hedonist oder Genießer? Die Hamburger Sparkasse (Haspa) wollte das herausfinden und ordnete die Kunden in entsprechende Profile ein, um teurere Produkte verkaufen zu können. Doch nun stellt sie das umstrittene Verfahren ein. Die mit dem System gewonnenen Erkenntnisse würden in allen Systemen gelöscht, teilte Deutschlands größte Sparkasse am Donnerstag mit.

Zugleich erklärte die Hamburger Sparkasse, sie stelle das System ein, obwohl es "im Interesse der Kunden" gewesen sei. "Die Haspa hat Sensus genutzt, um die Bedürfnisse ihrer Kunden noch besser zu verstehen", hieß es in der Erklärung der Bank. Die Bank bedaure, "dass es in der öffentlichen Wahrnehmung zu Missverständnissen gekommen" sei.

Seit 2007 hatte die Haspa etliche Berater im hauseigenen Schulungszentrum in Hamburg-Hammerbrook auf Sensus geschult. Damit diese bei einem Bewahrer "Ängste aufbauen" und etwa einen Performer mit elitären Angeboten locken können. Festgehalten sind solche - aus Kundensicht meist eher unangenehmen Ratschläge - in den Schulungsunterlagen zu Sensus, die der SZ vorliegen. Für die Berater war es eine lukrative Methode, viele werden nur für ihre Abschlüsse bezahlt. Die Kunden wussten nichts davon.

Verbraucherschützer waren empört. "Wenn ich mir diese Unterlagen anschaue, dann finde ich das ekelhaft", sagte Edda Castelló von der Hamburger Verbraucherzentrale. Die Haspa versuche anscheinend gar nicht erst, ihre Kunden zu vernünftigen Entscheidungen zu bewegen, meinte Castelló. "Man versucht, indem man sich ins Gehirn hineinschleimt, Vertrauen zu finden und den Verbraucher zu beeinflussen in einer Weise, die nicht in seinem Interesse ist."

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