Süddeutsche Zeitung

Soziales Netzwerk:Facebook stellt Foto aus Vietnam-Krieg wieder online

Lesezeit: 1 min

Das soziale Netzwerk Facebook stellt nach massiver Kritik das Posting eines Zeitungsberichts mit einem berühmten Foto aus dem Vietnam-Krieg (1955 bis 1975) wieder online. Obwohl auf dem Bild ein unbekleidetes Kind zu sehen sei, erkenne das Online-Netzwerk die historische Bedeutung des Fotos an, hieß es am Freitag in einer Facebook-Stellungnahme beim Technologieblog Recode. Es dürfe deshalb wieder geteilt werden.

Das Aufnahme zeigt ein kleines vietnamesisches Mädchen, das nach einer Napalm-Attacke nackt über eine Straße läuft. Der Fotograf Nick Ut wurde für die Aufnahme mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Facebook löschte das Posting der größten norwegischen Zeitung Aftenposten mit dem Foto und verwies zur Begründung auf das Verbot von Kinderpornografie.

Der Chefredakteur des Blatts warf Facebook daraufhin Zensur und Machtmissbrauch vor. "Ich finde, dass Sie Ihre Macht missbrauchen, und ich tue mich schwer damit zu glauben, dass Sie das gründlich durchdacht haben", schrieb Aftenposten-Chefredakteur Espen Egil Hansen in einem offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg.

Premierministerin: Nicht alleine auf Algorithmen verlassen

Facebook erklärte in einer ersten Reaktion am Freitag zunächst, es sei schwierig, bei Fotografien mit nackten Kindern einen Unterschied zu machen und die Veröffentlichung in einem Fall zu erlauben und in einem anderen nicht.

Facebook schrieb: "Wir versuchen, die richtige Balance zu finden zwischen der Möglichkeit für Menschen, sich auszudrücken, und einer sicheren und respektvollen Umgebung für unsere globale Gemeinschaft. Unsere Lösungen werden nicht immer perfekt sein, aber wir werden versuchen, unsere Regeln und die Art, wie wir sie anwenden, zu verbessern."

Von einer Rücknahme der Löschung war da noch nicht die Rede. Wenige Stunden später scheint man es sich bei Facebook doch anders überlegt zu haben: Am Freitagabend war das Foto wieder online.

Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg hatte das Bild ebenso geteilt - und auch bei ihr war es entfernt worden. Die Regierungschefin begrüßte, dass Facebook nun seine Meinung geändert habe. Sie hoffe, das Unternehmen habe bei dem Vorfall gelernt, erklärte Solberg. Es reiche nicht aus, sich bei solchen Entscheidungen allein auf Algorithmen zu verlassen.

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