Süddeutsche Zeitung

Snowden-Papiere:NSA spähte Mobilfunkanbieter aus

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NSA suchte nach Schwachstellen in Mobilfunknetzen

Die NSA hat Informationen aus Snowden-Papieren zufolge hunderte Mobilfunkanbieter ausgespäht, um früh auf Schwachstellen in den Netzen zu stoßen. Unter anderem habe der US-Geheimdienst dafür Arbeitsgruppen der Branchenvereinigung GSMA ausgeforscht, berichtete die Website The Intercept am Donnerstag. Bei der Operation mit dem Namen "Auroragold" seien mehr als 1200 E-Mail-Konten in der Branche überwacht worden. Die abgeschöpften Informationen über Sicherheitslücken würden an die Teams weitergegeben, die Software zum Eindringen in die Netze entwickeln, schrieb The Intercept.

Ungeahntes Ausmaß der Überwachung

Dass die NSA den Mobilfunk im Visier hat, war bereits bekannt. Sie soll die gängige Verschlüsselung des betagten GSM-Funkstandards geknackt und vor Jahren auch ein ungesichertes Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel abgehört haben. Das Ausmaß der Ausforschung von Mobilfunkanbietern ist aber neu. Zum Jahr 2012 habe die NSA technische Informationen über 70 Prozent der Mobilfunkbetreiber weltweit gesammelt. Unter anderem habe der Abhördienst die Dokumente ausgewertet, in denen die Anbieter Informationen über das Funktionieren ihrer Netze austauschen. Das ist eine Standard-Prozedur, damit das Roaming bei Reisen in andere Länder funktioniert. Mit diesen Daten könne die NSA besser nach Sicherheitslücken suchen - und auch erfolgreicher daran arbeiten, eigene Schwachstellen auszumerzen, heißt es in den Unterlagen.

Das Ziel: Zugriff auf alle Netze der Welt

Den Dokumenten zufolge arbeitet die NSA auch daran, neuere Verschlüsselungstechniken auszuhebeln. IT-Sicherheitsexperte Karsten Nohl sagte The Intercept, das Ziel der NSA dürfte den Dokumenten zufolge gewesen sein, auf alle Mobilfunknetze der Welt zugreifen zu können. Mikko Hypponen von der Antivirenfirma F-Secure wies darauf hin, dass eventuelle Schwachstellen genauso auch von Kriminellen ausgenutzt werden könnten.

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