Siemens: Heinrich von Pierer: Besuch vom Ex

Bei den Ex-Kollegen in München ist Heinrich von Pierer unerwünscht - im Erfurter Siemens-Werk sieht das ganz anders aus.

Es war ein kurzer Besuch, und viele Siemensianer im Erfurter Generatorenwerk hatten ihn am vergangenen Freitag nicht einmal mitbekommen. Und doch - Heinrich von Pierer war da. Wenn auch nur für kurze Zeit. Für einen schnellen "Arbeitsbesuch", wie es Arnold Albrecht, Betriebsratschef im Erfurter Generatorenwerk, formuliert.

Dies könnte den Schluss nahelegen, dass Pierer dienstlichen Dingen nachging. Dies hat er aber wohl kaum getan, denn seit der langjährige Siemens-Chef im April 2007 im Zuge der Korruptionsaffäre sein Amt als Aufsichtsratschef abgegeben hatte, ist das mit dienstlichen Angelegenheiten so eine Sache.

Der neue Siemens-Aufsichtsrat hatte schon im vergangenen Jahr beschlossen, von ehemaligen Führungskräften Schadenersatz zu verlangen. Für den Alt-Manager ist es daher nicht mehr ganz so einfach, an die Orte seines früheren Wirkens zu gelangen. Von einer Art "Hausverbot" für den Ex-Manager in der Münchner Konzernzentrale war zuletzt die Rede.

In der Siemens-Diaspora

Ein schwerer Schlag für jemanden, der sich daran gewöhnt hatte, nach Belieben bei Siemens ein- und auszugehen. Vielleicht zieht es Pierer gerade deswegen in die weite Siemens-Diaspora. An einen Ort weit weg von München, wo er sicher sein kann, dass er erwünscht ist. Denn seit er vor sieben Jahren vom Erfurter Betriebsrat die Ehrenmitgliedschaft bekommen hat, hält man dort eisern zu ihm - egal, was man in München denkt. "Jetzt bin ich unkündbar", scherzte er übrigens, als er seinerzeit zum Ehrenbetriebsrat gekürt wurde.

Eine Frage bleibt dennoch offen. Was genau tat Pierer in Erfurt? Betriebsrat Arnold Albrecht will es nicht sagen: "Ich möchte das jetzt nicht erläutern." Was sich bei dem Besuch genau abgespielt hat - ob man gemeinsam speiste, ob man über die gute alte Zeit im Allgemeinen oder aktuelle Arbeitsthemen im Besonderen sprach, ob man das Werk besichtigte - das alles bleibt ein wohlgehütetes Geheimnis. Ein Treffen unter alten Freunden eben, mehr nicht.