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Siemens Healthineers:Es läuft noch nicht rund

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Fast ein Jahr nach dem Börsengang belastet das Geschäft mit der Labordiagnostik die Siemens-Medizintechnik. Trotzdem stieg der Aktienwert des Unternehmens zur ersten Hauptversammlung.

Von Thomas Fromm, München

Wenn ein Unternehmen zum ersten Mal überhaupt seine Aktionäre zur Hauptversammlung lädt, ist das schon mal per se eine interessante Sache. Wenn es dabei um einen Geschäftsbereich von Siemens geht, ist das besonders interessant. Siemens hatte im vergangenen März 15 Prozent seiner Medizintechniksparte Healthineers an die Börse gebracht; es war mit einem Erlös von rund vier Milliarden Euro der größte Börsengang 2018 und einer der größten der vergangenen Jahre überhaupt. Und nun stellen sich die Aktionäre vor allem eine Frage: Können die das? Gerade jetzt, als börsennotierter Medizintechnikkonzern? Und reichen 15 Prozent eigentlich, oder wird Siemens noch mehr Aktien an den Markt bringen?

Zwei Männer müssen sich vor den Aktionären erklären: Der Healthineers-Vorstandsvorsitzende Bernd Montag und Aufsichtsratschef Michael Sen, der sich im Siemens-Vorstand unter anderem um das Medizintechnikgeschäft kümmert. "Der ist ja Basketballer", sagt Sen und zeigt auf Healthineers-Chef Montag. Montag ist mit seinen über zwei Metern ziemlich groß und war einmal Profi-Basketballer. Jetzt ist er der Chef eines börsennotierten Unternehmens, das sich auf Ultraschallgeräte, Computertomografen und Labordiagnostik spezialisiert hat. Da interessiert Investoren und Analysten vor allem eines: Dass das Ergebnis stimmt, oder eben: Dass man nicht nur hoch springen und schnell laufen kann, sondern, dass der Ball dabei auch so oft wie möglich durch den Korb geht.

Auf dieses Spiel hier übertragen: Der Ball geht zwar durchs Netz - aber noch nicht ganz so elegant. Das Geschäft mit Labordiagnostik, von dem sich das Unternehmen viel verspricht, läuft nicht rund. Grund sind Probleme bei der Installation des neuen hochautomatisierten, modularen Laboranalyse-Systems Atellica. Folge: In der Diagnostik brach der Gewinn um 24 Prozent auf 76 Millionen Euro ein. Das Gesamtergebnis stagnierte bei 545 Millionen Euro. Ausgerechnet Atellica: Beim Börsengang galt das Labordiagnostik-Fließband als die große Story - als "game changer" hatte man das System in Werbefilmen gelobt. "Die Bäume wachsen nicht in den Himmel", sagt die Aktionärsvertreterin Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Und ein Aktionär fragt, was dieses Wort "Healthineers" eigentlich zu bedeuten habe.

Bernd Montag erklärt den Unternehmensnamen als eine "Wortneubildung": "Health" stehe für Gesundheit, der zweite Teil dieses neuen Wortes stehe für Ingenieurstätigkeiten ("engineering"), aber auch für Pioniere ("pioneer"). Bei so viel Klarheit stiegen die Healthineers-Aktien um 1,1 Prozent auf 34,5 Euro. Der Ausgabepreis vor einem Jahr lag bei 28 Euro - immerhin ein Gewinn von 26 Prozent.

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Quelle:
SZ vom 06.02.2019
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