Süddeutsche Zeitung

HSH-Nordbank-Chef:Auf der Jagd nach dem weißen Elefanten

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Dr. No und der Omega-55-Deal: Ein Durchsuchungsbeschluss für eine Razzia bei der HSH Nordbank enthält nach SZ-Informationen brisante Vorwürfe gegen den umstrittenen Bankchef Nonnenmacher.

Ein vom Amtsgericht Hamburg ausgestellter Durchsuchungsbeschluss für eine Razzia bei der HSH Nordbank Ende Mai enthält nach Informationen der Süddeutschen Zeitung schwere Vorwürfe gegen Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher und weitere Personen, vor allem Ex-Manager der HSH.

In dem öffentlich bislang nicht bekannten Beschluss heißt es, Nonnenmacher hätte Ende 2007 als Finanzchef der HSH zusammen mit seinen damaligen Vorstandskollegen ein riskantes Geschäft namens Omega 55 nicht absegnen dürfen.

Die Zustimmung sei als Eilbeschluss erteilt worden, obwohl für eine Prüfung der Risiken unangemessen wenig Zeit gewesen sei. Die Kreditvorlage habe erhebliche Mängel aufgewiesen, außerdem seien intern gesetzte Grenzen überschritten worden. Die Vorstände seien ein unvertretbar hohes Risiko eingegangen. Das habe letztlich einen hohen Vermögensverlust nach sich gezogen. In dem Durchsuchungsbeschluss heißt es weiter, Nonnenmacher und seine Kollegen hätten sogar eine ausdrückliche Warnung des eigenen Kreditrisikomanagements ignoriert. Dieser Hinweis besagte, für eine zweite Risikoprüfung sei unangemessen wenig Zeit gewesen.

Das Amtsgericht schloss sich gerade nicht der Ansicht der von der HSH eingeschalteten Kanzlei Freshfields an, die nachträgliche Unterzeichnung des Omega-Beschlusses durch Nonnenmacher und weitere Beschuldigte sei noch mit der Sorgfalt eines ordentlichen Geschäftsleiters zu vereinbaren. Das Gericht ließ also genau das nicht gelten, worauf sich HSH-Aufsichtsratschef Chef Hilmar Kopper bei Nonnenmachers Verteidigung beruft. Kopper hatte bereits im Herbst 2009 nach einem Gutachten von Freshfields erklärt, man habe "uneingeschränktes Vertrauen" zu Nonnenmacher. Omega 55 sei von den zuständigen Vorständen genehmigt und von Nonnenmacher und weiteren Vorständen dann lediglich "gegengezeichnet" worden. Diese Erklärung gelte weiterhin, teile die HSH der SZ mit. Die Bankenaufsicht Bafin war unzureichend über Omega 55 informiert. Das belegt ein Briefwechsel zwischen der HSH und der Bafin. Mit Schreiben vom 20. Oktober 2009 und aufgeschreckt von Pressemeldungen, wonach die HSH den Bankenaufsehern Ende 2007 einiges verschwiegen habe, hatte die Bafin um eine detaillierte Stellungnahme gebeten. Es ging um Koppelungsgeschäfte bei den Omega-Deals, mit denen die HSH ihr Zahlenwerk hatte aufbessern wollen. Nonnenmacher und ein damaliger Vorstandskollege antworteten, die Bank habe alle aufsichtsrechtlichen Informationspflichten ordnungsgemäß erfüllt. Die Risiken der Omega-Geschäfte hätten der Bafin damals gar nicht gemeldet werden können, da sie erst im Oktober 2008 offensichtlich geworden seien.

Erst, als die Bafin im Dezember 2009 in einem weiteren Brief nachwies, nicht rechtzeitig über alle Aspekte des Omega-Deals informiert worden zu sein, räumte Nonnenmacher ein: Man habe die Aufsicht nicht umfassend informiert, das sei leider unterblieben, das liege an Schwächen im Ablauf bei der Bank, nun prüfe man Konsequenzen auf Ebene der Beschäftigten.

In Zukunft werde man für eine uneingeschränkte, rechtzeitige, korrekte und offene Kommunikation insbesondere mit der Bankenaufsicht sorgen. Die HSH teilte mit, Bafin und Bank pflegten inzwischen "in allen Belangen einen wirklich engen und guten Austausch". 2007 hatte ein damaliges Vorstandsmitglied einen weißen Stoff-Elefanten als Wanderpokal für besonders lukrative Abschlüsse mit einem Profit von mindestens 100.000 Euro ausgelobt. Die Trophäe sollte am besten minütlich von Schreibtisch zu Schreibtisch wandern. Geschäfte mit einem Gewinn von einer Million Euro oder mehr galten als ganze Herde weißer Elefanten. Auf diese Art sollten die Mitarbeiter zu großen Deals angespornt werden, auch in den Niederlassungen Singapur oder London. Gezeichnet war das betreffende Rundschreiben mit: Happy hunting! (Viel Glück bei der Jagd)

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