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Schuldenkrise in Europa:Südeuropäer drängen auf deutschen Arbeitsmarkt

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Die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt ist aussichtlos, also gehen immer mehr Menschen aus Südeuropa auf Jobsuche in Deutschland. Zu diesem Schluss kommt ein aktueller Bericht der Bundesagentur für Arbeit. Die meisten kommen aus Griechenland und Spanien.

Spanien steckt mitten in einer schweren Wirtschaftskrise: Mehr als jeder zweite Jugendliche findet dort keinen Job. Auch im Mai lag die Jugendarbeitslosenquote mit 52,1 Prozent noch extrem hoch. Viele gut ausgebildete Fachkräfte aus Madrid, Barcelona oder Sevilla sehen deshalb ihre einzige Chance darin, die Heimat zu verlassen und im Ausland nach Arbeit zu suchen.

Ähnlich ist die Lage für junge Menschen in Griechenland: Hier lag die Quote der Jugendlichen unter 25 Jahren ohne Job im Mai bei 54,9 Prozent, wie aktuelle Zahlen des griechischen Statistikamtes zeigen. Damit löst Griechenland die Spanier nach langer Zeit an der Spitze der traurigen Statistik ab.

Deutschland, wo noch immer Fachkräfte gesucht werden, ist ein beliebtes Ziel Arbeitssuchender aus Südeuropa. Das geht aus einem Hintergrundpapier ( hier als PDF) der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Demnach hat die Zahl der Beschäftigten mit einem griechischen, spanischen, portugiesischen oder italienischen Pass im Mai im Vergleich zum Vorjahr um 6,5 Prozent auf 452.000 zugenommen. Die Gesamtzahl der Erwerbstätigen in Deutschland war in diesem Zeitraum lediglich um 1,6 Prozent gewachsen.

Vor allem arbeitslose Griechen und Spanier hätten in den vergangenen Monaten verstärkt nach Arbeitsmöglichkeiten in Deutschland gesucht. Ende Mai hatten in Deutschland etwa 11,5 Prozent mehr Spanier und 9,8 Prozent mehr Griechen einen Job in Deutschland als vor einem Jahr. Die Zahl der in Deutschland beschäftigten Portugiesen wuchs um 5,9 Prozent, die der Italiener um 4,2 Prozent. Insgesamt hatten Ende Mai 117.700 Griechen, 46.000 Spanier, 55.600 Portugiesen und 232.800 Italiener in Deutschland einen Job.

Aus den Zahlen lässt sich allerdings nicht direkt belegen, wieviele Menschen tatsächlich wegen der Arbeitssuche aus Südeuropa nach Deutschland gekommen sind. Die Bundesagentur schließt nicht aus, dass einige der Beschäftigten bereits in Deutschland gelebt haben, aber erst jetzt einen Job gefunden haben. Die meisten seien aber wahrscheinlich zugewandert. "Dass diese Anstiege mit der Schuldenkrise in diesen Ländern zusammenhängen, kann plausibel vermutet werden", heißt es in dem BA-Papier.

Bundeskanzlerin Angela Merkel war im Frühjahr zu Besuch beim ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten José Luis Zapatero in Madrid. Sie sprach am Rande des Treffens von 100.000 offenen Ingenieursstellen und vom Fachkräftemangel in Deutschland. Merkels Worte haben offenbar nachhaltige Wirkung hinterlassen.

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