Süddeutsche Zeitung

Riesenschiff in Hamburg:Platz da

Lesezeit: 1 min

Von Angelika Slavik, Hamburg

19 244 Standardcontainer auf einem Schiff

Natürlich könnte man jetzt fragen, wie es denn auf einem Schiff, das weltweit das größte seiner Art ist, so verdammt eng sein kann. Aber hier gilt nun mal: Jeder Zentimeter kostet Geld. Deshalb muss man nicht nur sehr viele, sondern auch sehr, sehr schmale Treppen hinaufklettern, um die Brücke der MSC Zoe zu erreichen. Wer allerdings die zehn Decks hinter sich gelassen hat und endlich ganz oben angekommen ist, darf sich fühlen wie der König der Weltmeere: Denn die MSC Zoe ist das größte Containerschiff der Welt. 19.244 Standardcontainer passen darauf, kein anderer Frachter schafft mehr.

Dementsprechend kommt die MSC Zoe nicht gerade zierlich daher: Mit 395 Metern ist das Riesenschiff länger als der Berliner Fernsehturm hoch. Mit einer Breite von 59 Metern braucht sie die Fahrrinne der Elbe zudem praktisch für sich allein. Der Fluss wurde bei ihrer Ankunft also zur Einbahnstraße. Alle anderen, die sonst noch in den Hamburger Hafen einfahren oder von dort auslaufen wollten mussten warten, bis die MSC Zoe das Containerterminal erreicht hatte. Am Sonntag wurde das Riesenschiff nun in Hamburg offiziell getauft - mit Konfettiregen, Harfenmusik und einer riesigen Champagnerflasche, die plangemäß am Bug zerbarst.

Weltweit gibt es einen Trend zu immer größeren Frachtern. Die Reeder erhoffen sich davon niedrigere Kosten pro transportiertem Container. Für die Häfen ist diese Entwicklung allerdings eine Herausforderung: In Hamburg etwa ist das Hauptproblem, dass die Fahrrinne der Elbe für so große Schiffe nicht tief genug ist. Die MSC Zoe etwa hat vollbeladen 16 Meter Tiefgang, damit würde sie es nicht bis in die Hansestadt schaffen. Zur Taufzeremonie kam sie deshalb mit nur elf Metern Tiefgang - und viel ungenutztem Platz an Bord.

Benannt nach der Enkelin

Benannt wurde die MSC Zoe übrigens nach der vierjährigen Enkelin des Reedereibesitzers Gianluigi Aponte, die auch pflichtschuldig die Schiffsglocke einweihte. Himmel, jede Familie hat ihre eigenen Traditionen. Andere Kinder kriegen vom Opa am Sonntag ein Eis. Bei Apontes jedenfalls werden die Schiffe schon seit der Unternehmensgründung 1970 nach Familienmitgliedern benannt. Das könnte allerdings bald ein Ende haben: MSC, heute eine der weltweit größten Reedereien, hat derzeit mehr Schiffe bestellt als noch Kinder zur Verfügung.

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