Süddeutsche Zeitung

Rezession:Spanien rutscht tiefer in die Krise

Lesezeit: 1 min

Die Regierung in Madrid steckt in einem Teufelskreis. Um das Vertrauen der Märkte zurückzugewinnen, muss sie sparen. Doch genau diese Sparbemühungen führen das Land immer tiefer in die Krise. Erneut ist die spanische Wirtschaft geschrumpft.

Spaniens Regierung steht vor einem Dilemma: Um das Vertrauen der Märkte wiederzuerlangen, bleibt Madrid kaum etwas anderes übrig, als drastisch zu sparen. Genau das tut die Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy, 65 Milliarden Euro umfasst das Sparpaket, das unter anderem eine Mehrwertsteuererhöhung und Kürzungen bei Arbeitslosen enthält.

Das entlastet zwar mittelfristig die Haushalte, führt aber kurzfristig zu einer Verschärfung der Krise, was wiederum das Vertrauen der Finanzmärkte in das Land untergräbt. Ein Teufelskreis.

Verbraucherstreik

So ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Spaniens im zweiten Quartal um 0,4 Prozent zum Vorquartal geschrumpft, wie das spanische Statistikamt in Madrid mitteilte. Damit bestätigten die Statistiker eine erste Schätzung der spanischen Notenbank. Bereits in den beiden Vorquartalen war das spanische BIP um jeweils 0,3 Prozent geschrumpft.

Im Jahresvergleich wird die Verschärfung der Krise noch deutlicher: Demnach fiel die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um 1,0 Prozent, nach minus 0,4 Prozent im ersten Vierteljahr.

Nach den Daten der Notenbank leidet Spaniens Wirtschaft vor allem unter einer stark nachlassenden Binnennachfrage: Sie schrumpfte nach Angaben aus der vorigen Woche innerhalb eines Quartals um 1,2 (Vorquartal: minus 0,5) Prozent. Nur dem wachsenden Außenhandel ist es zu verdanken, dass dies nicht voll auf die Wirtschaftsleistung durchschlägt.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet damit, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone in diesem Jahr insgesamt um 1,7 Prozent schrumpfen und erst 2014 wieder wachsen wird.

Noch dramatischer sind die Beschäftigungszahlen: Mit fast 25 Prozent ist die Arbeitslosigkeit auf dem höchsten Stand seit Jahrzehnten. Unter den Jugendlichen unter 25 Jahren sind sogar mehr als 53 Prozent arbeitslos. Ein höheres Niveau hat es seit Einführung der Statistik 1976 - und damit ein Jahr nach dem Tod des langjährigen Diktators Franco - nicht gegeben.

Das Land steckt seit dem Ende des Immobilienbooms vor einigen Jahren in einer schweren Krise. Für seinen maroden Bankensektor bekam Spanien von seinen Euro-Partnern schon Finanzhilfen von bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Die hohen Kosten für die Staatsfinanzierung schüren aber Sorgen, dass das Land als Ganzes unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1426126
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/Reuters/olkl
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.