Süddeutsche Zeitung

Reisekonzern:Tui hofft auf  den Sommer

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Der Reisekonzern macht im Gesamtjahr 2020/21 fast 2,5 Milliarden Euro Verlust.

Von Sonja Salzburger, München

Das zweite Jahr der Corona-Pandemie hat dem mit Staatshilfen gestützten Reisekonzern Tui den zweiten Milliardenverlust in Folge eingebrockt. Im Geschäftsjahr 2020/2021 bis Ende September stand unter dem Strich ein Fehlbetrag von fast 2,5 Milliarden Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch in Hannover mitteilte. Damit fiel das Minus etwa ein Fünftel niedriger aus als ein Jahr zuvor.

Im Schlussquartal von Juli bis September, dem saisonal stärksten, sorgten vor allem die Reisebeschränkungen Großbritanniens für 60 Länder für einen operativen Verlust bei Tui. Das Geschäft auf dem europäischen Kontinent war abgesehen von Skandinavien profitabel. Insgesamt macht der weltweit größte Reiseveranstalter knapp 100 Millionen Euro Betriebsverlust, obwohl er den Quartalsumsatz auf 3,4 Milliarden Euro fast verdreifachte. Das Angebot war noch immer nur halb so groß wie vor der Corona-Krise.

Trotz der bescheidenen Zahlen und der aktuellen Unsicherheit wegen der neuen Coronavirus-Variante Omikron bemüht sich Tui-Chef Fritz Joussen, Optimismus zu verbreiten. Der Reisekonzern setze auf eine kräftige Geschäftserholung im Sommer 2022. "Das operative Geschäft ist zurück", sagte Joussen am Mittwoch. Nach 60 bis 80 Prozent der Vorkrisenkapazität im Winter prognostizierte er für Ostern schon 90 Prozent. "Wir erwarten für den Sommer 2022 und die Hauptreisezeit die Rückkehr zu einem Buchungsniveau in etwa wie vor Corona 2019."

Dabei vertraut der Manager darauf, dass die Impfungen die Pandemie weiter eindämmen werden, auch wenn Omikron derzeit die Buchungen bremse. Doch der Effekt sei nicht besonders groß. Es gebe nur wenige Stornierungen oder Umbuchungen auf spätere Termine. Zuversichtlich stimmt den Tui-Chef auch die Preisentwicklung: Die Kunden buchten längere Urlaube und höherwertige Hotels - etwa fünf statt vier Sterne. Einen finanziellen Ausblick auf das seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2022 wagt der Konzern trotzdem nicht.

Die Corona-Pandemie mit globalen Reiseeinschränkungen hat die Luftfahrt- und Tourismusbranche besonders schwer getroffen. Deshalb wurden sowohl die Tui als auch die Lufthansa mit Staatshilfen vor dem Aus gerettet. Die Steuerzahler stützten den Konzern mit 4,3 Milliarden Euro. Einen Teil davon zahlen die Hannoveraner mit einer 1,1 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung zurück. Zuletzt verfügten sie über flüssige Mittel von 3,5 Milliarden Euro, nachdem die Tui das zweite Quartal in Folge Mittelzuflüsse erzielen konnte. Die Nettoverschuldung sank auf 5,0 von 6,4 Milliarden Euro. Weitere Kapitalerhöhungen seien nicht auszuschließen, erklärte Joussen.

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Quelle:
SZ vom 09.12.2021
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