Süddeutsche Zeitung

Referenz-Zinssatz:Was ist der Libor?

Der Libor ist seit der Finanzkrise in Verruf geraten. Seit wann gibt es den Referenz-Zinssatz und was steckt hinter dem Kürzel?

Von Markus Zydra

Der Libor (London Interbank Offered Rate) ist der Zinssatz, zu dem sich Banken am Finanzplatz London untereinander Geld leihen. Der Euribor ist der vergleichbare Zinssatz für Geldgeschäfte in der Währung Euro. Diese Sätze werden täglich von Banken auf Basis von Schätzungen und Meldungen festgelegt. Sie sind Basis für Kredite, Sparzinsen und Hypotheken. Der Libor wird seit 1986 berechnet, er sollte den durchschnittlichen Zinssatz abbilden, den ein Panel führender Londoner Banken sich gegenseitig für einen Kredit berechnen würde. Im Jahr 2012 deckten Aufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien auf, dass einige Banken diesen wichtigen Zinssatz jahrelang manipuliert hatten. Es folgten Milliardenstrafen für die schuldigen Institute und die Entscheidung, neue Referenzzinssätze zu bauen. Der Skandal schädigte unbeteiligte Banken, Firmen und Privatpersonen, denn der Libor bildete den Rahmen für die Preissetzung von Finanzprodukten im Wert von 350 000 Milliarden Dollar - darunter auch Immobilienkredite. Die Erhöhung des Libor verteuert unmittelbar die Zinszahlung bei variabel verzinsten Krediten. Der Libor wird kurzfristig, monatlich, vierteljährlich, halbjährlich oder mit der Laufzeit von einem Jahr angeboten. Grundlage sind die Informationen von Banken über die Marktlage. Sie teilen mit, zu welchem Zinssatz sie sich Geld leihen können. Diese Daten fließen in die Berechnung ein. Je nach Währung wird der Libor von acht, zwölf oder 16 verschiedenen Banken fixiert, wobei die mittleren 50 Prozent der Zinssätze berücksichtigt werden.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2017
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