Süddeutsche Zeitung

Pestizid-Studie:Giftspritze im Apfelhain

Bis zu 22 Mal pro Saison werden Apfelplantagen gespritzt. Das ist zu viel, findet Greenpeace und legt eine Liste mit den gefährlichsten Pestiziden vor.

Von Silvia Liebrich

Es ist eine giftige Mischung, die da jedes Jahr auf europäischen Äckern und in Obstplantagen landet. Das geht aus einer Studie von Greenpeace hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Von insgesamt 520 zugelassenen Pflanzenschutzmitteln identifizierten die Umweltschützer 209 Wirkstoffe als besonders kritisch. Die Organisation moniert, dass der Einsatz von Pestiziden in der konventionellen Landwirtschaft noch immer zunehme. Apfelplantagen würden in der Saison bis zu 22 Mal gespritzt, meist mit mehreren Giften gleichzeitig, heißt es. "Mehr als ein Drittel der in Europa verwendeten Pestizide sollte verboten werden", findet Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. Der hohe Einsatz von Pestiziden bei Obst, Gemüse und Getreide gefährde Gesundheit und Umwelt. Huxdorff fordert ein Umdenken in der Landwirtschaft.

Auf der "schwarzen Liste der Pestizide" stehen auch der umstrittene Unkrautvernichter Glyphosat sowie die bienenschädlichen Neonicotinoide, die Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) im vergangenen Jahr verboten hat, nun aber mit Einschränkungen wieder zulassen will. Außerdem sind die toxischen Fungizide Boscalid und Cyprodinil aufgeführt - Mittel, mit denen Pilzkrankheiten bekämpft werden. Diese seien 2015 in 26 Prozent aller Frischobst-Proben nachgewiesen worden, allerdings in Mengen die unter den gesetzlichen Grenzwerten lagen, stellen die Greenpeace-Experten fest und berufen sich dabei auf Daten der Lebensmittelüberwachung Baden-Württemberg. Allerdings gehe der Trend bei manchen Obst- und Gemüsesorten dahin, nicht nur ein Mittel, sondern mehrere verschiedene einzusetzen. So werden Grenzwerte einzelner Stoffe zwar nicht überschritten, allerdings gelten solche Pestizid-Cocktails als besonders bedenklich. Greenpeace hat die Liste erstmals 2008 veröffentlicht, sie wird seitdem alle paar Jahren überprüft und aktualisiert.

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Quelle:
SZ vom 28.07.2016
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