Süddeutsche Zeitung

Patentanmeldungen:Huawei vor Europäern

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Die meisten Patentanmeldungen in Europa kamen 2017 von einem chinesischen Hersteller - erstmals in der Geschichte des Europäischen Patentamts.

Von Katharina Kutsche, München

Erstmals hat ein chinesisches Unternehmen mehr Patente in Europa angemeldet als jede andere Firma. Der Smartphone-Hersteller Huawei steht mit 2398 Patent-Anmeldungen ganz oben auf der Anmelderliste, die das Europäische Patentamt (EPA) am Mittwoch in ihrem Jahresbericht veröffentlichte.

In den 41 Jahren, in denen das EPA besteht, ist das eine Premiere. Es zeigt nicht nur, wie wichtig der europäische Markt für Hersteller aus Fernost ist, sondern auch, mit welcher Vehemenz sie hier Fuß fassen, sprich: ihre Produkte verkaufen wollen. Zwar könnten die Chinesen auch ohne Patent- oder Markenrechte legal auf europäischem Boden handeln. Doch ohne die Schutzrechte drohen empfindliche Klagen von Wettbewerbern, etwa wegen Produktpiraterie. Verliert ein Hersteller ein solches Verfahren, müsste er Lizenzgebühren an den Konkurrenten zahlen.

Ebenfalls unter den zehn stärksten Anmeldern sind die Technikunternehmen Samsung, LG und Qualcomm, auf Platz zwei hinter Huawei liegt aber Siemens, vorgerückt von Platz sechs im vorigen Jahr.

Überhaupt stehen die deutschen Unternehmen im EPA-Jahresbericht gut da. Neben Siemens reichten Bosch, Bayer, BASF und Continental die meisten Anträge ein. Jede dritte Patentanmeldung aus Europa stammt von einem Hersteller aus Deutschland, 25 490 Patente waren es 2017, ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Sie betreffen vor allem die Technologiefelder Maschinentechnik, Transport und Messtechnik. Bayern kommt dabei eine besondere Rolle zu. Nicht nur ist der Freistaat innerhalb Deutschlands das Land mit den meisten Anmeldungen (7541), sondern er stellt auch in Europa die anmeldestärkste Region vor dem Großraum Paris und Baden-Württemberg.

Bayern, Paris und Baden-Württemberg forschen am meisten

Insgesamt hatte das EPA im vergangenen Jahr 166 000 Patentanmeldungen zu prüfen. Knapp die Hälfte stammte aus den 38 Mitgliedsstaaten, die der Europäischen Patentorganisation angehören. Ein Viertel kam aus den USA, aus China kamen fünf Prozent. "In Bezug auf Patente war 2017 ein positives Jahr für Europa", sagt EPA-Präsident Benoît Battistelli. "Die wachsende Nachfrage nach europäischen Patenten bestätigt Europas Attraktivität als führender Technologiemarkt."

Die meisten Anmeldungen beziehen sich zwar auf Patente aus der Medizintechnik, an der Spitze sind hier die USA. Doch in den Feldern digitale Kommunikation und Computertechnik steigern sich gerade deutsche Unternehmen mit Zuwächsen von bis zu 20 Prozent. In den Segmenten Transport, Organische Feinchemie, Messtechnik und Arzneimitteln sind sie führend oder vorne dabei. Nach Einschätzung des EPA gehört die Bundesrepublik bei Innovationen zur "Vierten Industriellen Revolution" - kurz Industrie 4.0 - zu Europas Spitze.

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Quelle:
SZ vom 08.03.2018
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