Süddeutsche Zeitung

Opel und der Brandbrief:Herbe Botschaft

Erst hü, dann hott: Noch vor wenigen Tagen bestritt GM-Europachef Forster, dass Opel in der Krise steckt. Jetzt soll der Konzern sparen - und die Belegschaft ist zu Recht sauer.

Harald Schwarz

Der Brief von Carl-Peter Forster an die Belegschaften von Opel, Saab und Vauxhall ist eine herbe Botschaft. Der Chef der Europa-Tochter des US-Konzerns General Motors verlangt tiefe Einschnitte bei den Gehaltskosten und den Arbeitszeiten. Die Kosten müssten "aggressiv" gesenkt werden, "um überlebensfähig zu bleiben".

Hat der Manager bei seinem Berliner Bittgang, bei dem er eine Kreditbürgschaft über 1,8 Milliarden Euro forderte, nicht gerade erst vehement bestritten, dass Opel in einer Krise steckt? Und hat er nicht mit allen Mitteln versucht, Befürchtungen zu zerstreuen, dass Opel von einer Pleite bedroht sein könnte? Nun also sorgt er sich plötzlich um die Überlebensfähigkeit der Firma.

Forsters Bringschuld

Es sind seltsame Spiele nach dem Hü-und-Hott-Muster, die manche Manager derzeit aufführen. Erst keine Krise, dann plötzlich Lebensgefahr. Solche Wendungen machen Betriebsräte und Arbeitnehmer natürlich stutzig.

Im Fall von Opel ist völlig unklar, wie es weitergehen soll, wenn das Personal tiefe Einschnitte akzeptiert. Die Beschäftigten haben aber ein elementares Interesse daran und auch ein Recht darauf zu erfahren, wohin das Management den Autobauer steuern will. Und zwar ganz klar, bevor sie ihre Opfer bringen. Forster und seine Kollegen haben eine Bringschuld für diese Informationen.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2008/tob
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