Süddeutsche Zeitung

Netzausbau in Deutschland:Deutschland, lahmes Kupferland

Glasfaser gilt als Internettechologie der Zukunft. Trotzdem setzen Politik und Unternehmen wieder auf alte Leitungen. Warum?

Kommentar von Varinia Bernau

Menschen neigen dazu, ihre Entscheidungen stärker danach auszurichten, wie viel sie schon in eine Sache reingesteckt haben, als daran, was in der Zukunft am sinnvollsten wäre. Auch diejenigen, die derzeit um den dringend notwendigen Ausbau des schnellen Internets in Deutschland ringen, sind nur Menschen. Die Entscheidung, mit der die Bundesnetzagentur nun in dieser Debatte einen Weg vorgibt, ist also verständlich. Sinnvoll ist sie trotzdem nicht.

Die Regulierungsbehörde ebnet der Telekom nun den Weg, ihre alten Kupferkabel aufzumotzen. Sie tut dies auch deshalb, weil sich nur so das Versprechen der Regierung einlösen lässt: Bis 2018 soll jeder Haushalt Zugang zum schnellen Internet haben. Mit Glasfaserkabeln ist das kaum zu schaffen. Die Straßen aufzubuddeln und die neuen Kabel zu verlegen, kostet viel Zeit und Geld. Und weil die Konkurrenten der Telekom schon das Gespenst des wiederkehrenden Monopols beschworen haben, dürfen nun auch sie an den Kupferdrähten herummachen.

So tüfteln also alle an den völlig veralteten Leitungen. Dabei gilt Glasfaser als die bessere Leitung für eine stabile und schnelle Internetversorgung. Statt sich zu streiten, wie man eine Technologie der Vergangenheit aufmotzt, sollten sich Unternehmer und Politiker besser überlegen, wie sie Deutschland mit der Technologie der Zukunft ausrüsten können; ob bis 2018 oder zu einem anderen Termin.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2015
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