Süddeutsche Zeitung

Rückversicherer:Keine Angst vor dem Sturm

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Die Munich Re will weiter Naturkatastrophen versichern, auch wenn Konkurrenten sich aus dem Geschäft zurückziehen.

Von Christian Bellmann und Friederike Krieger, Monte Carlo

Stürme, Waldbrände und Erdbeben kosten Versicherer und Rückversicherer Milliarden. Etliche Rückversicherer haben sich aus der Deckung von Naturkatastrophenschäden zurückgezogen. Die Munich Re will dem Segment aber treu bleiben und Versicherer weiter gegen solche Großschäden absichern, erklärte der Konzern beim Weltrückversicherungstreffen in Monte Carlo. "Das ist seit Jahrzehnten unser Kerngeschäft", sagte Vorstandsmitglied Thomas Blunck. Der Rückversicherer habe nach wie vor Appetit auf Geschäft aus der Deckung von Naturkatastrophen, unterstrich sein Kollege Stefan Golling.

Hintergrund für die Vorsicht vieler Anbieter sind die hohen Schäden der vergangenen Jahre. Auch 2022 war mit rund 120 Milliarden Dollar ein Jahr mit enormen versicherten Katastrophenschäden. "100 Milliarden Dollar pro Jahr scheint der neue Normalzustand zu sein", sagte Golling. Das bringt hohe Schwankungen von Jahr zu Jahr in die Ergebnisse der Rückversicherer, die nicht jeder Anbieter tragen will. Munich Re könne das verkraften, so Blunck. Der Konzern verfüge über andere Bereiche wie den Versicherer Ergo und die Lebensrückversicherung, die das ausgleichen können - und investiere viel in Daten zur besseren Einschätzung der Risiken.

Die Prämien sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen

Allerdings: Auf eine Vielzahl an kleinen Schäden, die jedes Jahr auftreten, die sogenannten Frequenzschäden, hat auch die Munich Re wenig Lust. Auf jeden Fall muss der Preis stimmen. In den vergangenen Jahren sind die Prämien insbesondere für Naturkatastrophenrückdeckungen wegen der hohen Schäden und der Inflation stark gestiegen. Davon will Munich Re auch weiter profitieren. "An der Marktdynamik hat sich nichts geändert", sagte Blunck. Die Nachfrage übersteige nach wie vor das Angebot.

Wachsen will der Rückversicherer auch in der Cyberversicherung. Dort hat die Gruppe im vergangenen Jahr erstmals Prämieneinnahmen von mehr als zwei Milliarden Dollar erzielt. Golling hält die Risiken für beherrschbar. Cybergefahren ließen sich ebenso managen wie Naturkatastrophenrisiken, betonte Golling. Für nicht versicherbar hält Munich Re allerdings Schäden durch Hackerangriffe auf die kritische Infrastruktur eines Landes und durch einen Cyberkrieg. "Um solche Risiken zu vermeiden, sind wir auch bereit, Geschäft aufzugeben", sagte er.

Argwöhnisch betrachtet Munich Re auch die Haftpflichtversicherung in den USA. Der von Gerichten zugesprochene Schadenersatz gegen Konzerne steige immer weiter, es habe sich eine Klageindustrie entwickelt. "Man kann schon von einem Missbrauch des Rechtssystems reden", sagte Golling. "Bei diesem Marktsegment sind wir vorsichtiger."

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