Süddeutsche Zeitung

Marketing:Instagram-Daten abgesaugt

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Ein Start-up aus San Francisco hat die Daten von Millionen Nutzern überwacht und analysiert. Der Fall wirft erneut ein schlechtes Licht auf den Datenschutz im Facebook-Konzern.

Von Max Hoppenstedt, Berlin

Facebook steht erneut in der Kritik wegen zu lascher Datenschutzkontrolle. Ausgangspunkt ist das Start-up Hyp3r aus San Francisco, dessen Überwachung und Analyse von Nutzerdaten jetzt durch eine Recherche des Online-Magazins Business Insider öffentlich wurde. Betroffen sein sollen Millionen Nutzer der Facebook-Tochter Instagram.

Für Firmen, die personalisierte Werbung machen wollen, klingt das Angebot von Hyp3r verlockend: Das Unternehmen verspricht, dass Werbung dank der gesammelten Daten "ganz besonders wertvolle Kunden erreichen" könne. Dazu hat das Unternehmen offenbar Nutzerdaten von Millionen Instagram-Usern gesammelt. Gespeichert wurde zum Beispiel, wo sich Nutzer aufhalten, aber auch Informationen zu ihren Profilen und Inhalte wie die Kurzvideos in den Instagram-Stories, die eigentlich nach 24 Stunden aus der App verschwinden. Hyp3r aber sicherte die Filmchen dauerhaft mit einem eigens entwickelten Programm.

Der Fall weckt Erinnerungen an den Skandal um Cambridge Analytica. Denn Hyp3r hatte zunächst die offizielle Schnittstelle von Instagram genutzt, um die Daten abzugreifen, wie es auch das britische Unternehmen getan hatte. Allerdings umging Hyp3r auch die Regeln, die Facebook und Instagram für Werbekunden aufstellen - nutzte aber gleichzeitig ebenjene Werbetools, mit denen auch der Facebook-Konzern sein Geld verdient.

Warum die Daten, die Hyp3r gesammelt hat, so wertvoll sein können, zeigt sich am Beispiel der Hotelkette Marriott: So konnten einzelne Marriott-Hotels dank Hyp3r persönlich zugeschnittene Werbung an Nutzer schicken, die gerade in ihrem Hotel eingecheckt hatten. Oder auch an Instagram-User, die in einem Hotel bei der Konkurrenz in derselben Stadt übernachteten. Gesammelt hat Hyp3r die Daten zunächst über die Programmierschnittstelle.

Doch das Problem liegt nicht allein in der Datengier des Marketing-Start-ups, sondern auch daran, dass Instagram und sein Mutterkonzern Facebook diese Art der Überwachung überhaupt ermöglichen. Zwar betonte ein Facebook-Sprecher, dass "die Handlungen von Hyp3r nicht genehmigt waren und gegen unsere Richtlinien verstoßen". Bis dahin war Hyp3r allerdings offizieller "Facebook Marketing Partner".

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SZ vom 09.08.2019
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