Links in privaten Nachrichten:Facebook wehrt sich gegen Datenschutz-Klage
Lesezeit: 2 Min.
Weil Facebook angeblich Links in privaten Nachrichten auswertet, verklagen zwei Amerikaner das soziale Netzwerk auf Schadenersatz. Ein Experiment soll das mutmaßliche Verhalten des Konzerns beweisen. Doch Facebook dementiert.
Zwei US-Amerikaner haben gegen Facebook eine Sammelklage eingereicht. Sie sind überzeugt, dass das soziale Netzwerk den Inhalt privater Nachrichten auswertet. Demnach sollen Links, die auf andere Webseiten führen und über eine private Nachricht versendet werden, von der Software erfasst werden und so dazu dienen, ein schärferes Werbeprofil des Nutzers zu erzeugen.
Facebook weist die Vorwürfe scharf von sich und wird "entschieden gegen die Klage vorgehen", sagte ein Sprecher. "Wir glauben, die Anschuldigungen sind unbegründet."
Die Klage, die einem kalifornischen Bezirksgericht vorliegt, beruft sich auf Untersuchungen einer Sicherheitsfirma: Diese habe für einen Versuch Web-Adressen generiert. Dann habe sie Links über die Privatnachrichtenfunktion verschiedener sozialer Netzwerke verschickt. Anschließend haben sie demnach beobachtet, ob von den sozialen Netzwerken automatisch erzeugte Seitenaufrufe eingingen. Facebook war einer der Dienste, dessen Software die verschickten Links automatisch "angeklickt" hat.
Die Kläger werfen Facebook nun vor, diese Praxis nicht transparent zu kommunizieren, sondern stattdessen durch die Bezeichnung "Private Nachricht" den gegenteiligen Eindruck zu erwecken. Der Schadenersatz, den die Kläger fordern, soll entweder 100 Dollar pro Tag betragen, an dem sich Facebook auf diese Weise verhalten hat, oder Facebook soll jeden betroffenen Nutzer mit pauschal 10.000 Dollar kompensieren - je nachdem, was mehr ist.
Allerdings ist fraglich, ob das soziale Netzwerk seine Nutzer wirklich getäuscht hat. In der Praxis ist wohl für den User offensichtlich, dass Facebook die verlinkten Seiten in irgendeiner Form aufsucht: Gibt man eine URL in eine private Nachricht ein, so startet automatisch ein Script, das versucht, Teaser-Informationen wie den Seitentitel oder ein Vorschaubild von der verlinkten Webseite zu beziehen.
Außerdem heißt es in der Klageschrift, dass Facebook solche per Privatnachricht verschickten Links womöglich automatisch als einen oder gar mehrere "Likes" behandelt, falls auf der verlinkten Webseite ein Like-Button eingebettet ist. Dies habe das Wall Street Journal vor mehr als einem Jahr in einem Experiment herausgefunden. Auf diese Weise könnten in eigentlich privat und vertraulich verschickten Nachrichten enthaltene URLs dennoch öffentlich werden.
Facebook bezeichnete das damals beobachtete Phänomen damals allerdings als Programmierfehler, den man beheben wolle. Auch habe es in der Anleitung für Entwickler von Facebook-Apps gestanden, der besagt, dass Links in den Postfächern der Nutzer zu den Like-Zahlen zählen, hieß es im Wall Street Journal. Mittlerweile ist dieser Hinweis verschwunden. Eine Stichprobe von Süddeutsche.de konnte den vom WSJ beobachteten Effekt nicht mehr rekonstruieren.
Die komplette Klageschrift im Wortlaut: