Süddeutsche Zeitung

Lettland:Zentralbankchef festgenommen

Die lettische Antikorruptions­behörde hat den Zentralbankchef des Landes festgenommen. Die Gründe sind noch unklar.

Der lettische Zentralbankchef Ilmars Rimsevics ist nach einer Befragung durch die Antikorruptionsbehörde festgenommen worden. Ministerpräsident Maris Kucinskis bestätigte die Festnahme des EZB-Ratsmitglieds. Zuvor war Rimsevics stundenlang von einer Antikorruptionsbehörde befragt worden. Kucinskis nannte keine Einzelheiten, aber er sagte: "Es gibt keine Anzeichen einer Bedrohung für das lettische Finanzsystem." Die Tatsache, dass Rimsevics Kenntnis von Geheimnissen der Europäischen Zentralbank, Lettlands und der Nato hat, macht die Sache besonders heikel. Lettische Behörden haben gewarnt, dass Russland versuche, von Amtsträgern Geheimnisse zu erhalten.

Im lettischen Bankensystem hat es wiederholt Korruptions- und Geldwäscheskandale gegeben. Bei einem von Whistleblower Sergej Magnizki ans Licht gebrachten Fall hatten russische Staatsbedienstete europäischen und amerikanischen Behörden zufolge etwa 200 Millionen Euro an Steuergeldern abgegriffen, wobei sie sich lettischer Banken bedienten. 2014 gelangten Dokumente an die Öffentlichkeit, denen zufolge seit 2011 Billionen Euro aus Russland durch Lettland geschleust wurden. 2017 unterzogen sich lettische Banken einer Überprüfung, doch die Bedenken hielten an. Vor Kurzem wies das US-Finanzministerium Banken an, keine Dollar-Transaktionen mit der lettischen Bank ALBV mehr durchzuführen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3872182
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 19.02.2018 / Reuters
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.