Süddeutsche Zeitung

Lebensmittel für Kinder:Zu süß, zu salzig, zu fettig

Lesezeit: 1 min

Von Anne Kostrzewa, Berlin

Versprechen ohne Wirkung

Die Ziele und Versprechen der freiwilligen Selbstbeschränkung der Lebensmittelindustrie beim Kindermarketing klingen zwar gut - viel Wert sind sie aber offenbar nicht. Das legt zumindest eine Studie der Verbraucherorganisation Foodwatch nahe. Demnach versuchen die Konzerne fast ausschließlich, ungesunde Lebensmittel gezielt ans Kind zu bringen.

Als ausgewogene Lebensmittel galten dabei Produkte, deren Zusammensetzung den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entsprechen. 90 Prozent aller untersuchten Erzeugnisse, die sich im Regal mit bunten Bildern oder Gewinnspielen auf der Verpackung an Kinder wenden, verfehlten diese Vorgaben aber. Sie enthielten demnach zu viel Zucker, Fett oder Salz.

Lesen Sie hier - von Kellog's bis zu Ferrero - die Ergebnisse nach:

McDonald's und Burger King als Klassenbeste

Insgesamt untersuchten die Autoren der Studie 281 Produkte von Konzernen, die den sogenannten "EU-Pledge", eine Selbstbeschränkung, unterzeichnet haben. Mitgetragen wurde die Studie von der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Diabetes Gesellschaft und der Deutschen Diabetes Hilfe. Die freiwillige Selbstbeschränkung soll seit 2007 in der Lebensmittelbranche die speziell an Kinder gerichtete Werbung regulieren. Die Konzerne wie Coca-Cola, Kellogg's, Danone, Nestlé und Ferrero versprechen darin, Lebensmittel für Kinder verantwortungsvoll zu bewerben.

In der Praxis bewirkt das aber offenbar wenig: "Am wenigsten schlecht haben Produkte von Konzernen wie Burger King und McDonald's angeschnitten", sagt Oliver Huizinga, Experte für Kindermarketing bei Foodwatch. "Das sagt viel über die Lebensmittel anderer Konzerne aus." Die Branche inszeniere sich zwar im Kampf gegen Übergewicht bei Kindern, vermarkte aber zugleich weiterhin Süßigkeiten und Junkfood an sie.

Klare und verbindliche Regeln

"Die Ernährungsgewohnheiten lernt man in den Kinderjahren", sagt Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Genau hier fehle es aber an Aufklärung. 15 Prozent der deutschen Kinder gelten als übergewichtig, mehr als sechs Prozent sind sogar fettleibig. Die Zahlen stammen aus dem Jahr 2006, neuere Erhebungen gibt es nicht.

Gemeinsam fordern die Initiatoren der Untersuchung deshalb klare Regeln für die gesamte Lebensmittelbranche. Denn nur ein Bruchteil der Unternehmen habe die Selbstverpflichtung überhaupt unterschrieben. Zudem reichten die im "EU-Pledge" festgelegten Grenzen nicht aus, um Kinder vor Risiken wie Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen zu schützen. Demnach dürfen Frühstücksflocken für Kinder beispielsweise zu einem Drittel aus Zucker bestehen, während die Gesundheitsexperten der WHO maximal 15 Prozent Zucker als für Kinder geeignet ansehen.

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