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Kursgewinne an den Börsen:Gipfelbeschlüsse treiben Dax nach oben

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Damit hatten die Händler nicht gerechnet: Die überraschend konkreten Fortschritte auf dem EU-Gipfel sorgen für gute Stimmung an den Börsen. Dax und Euro-Kurs legen zu, ebenso wie die Börsen in Asien.

Auch wenn das keine der beteiligten Personen gerne so offen zugibt - bei den zähen Verhandlungen der europäischen Staats- und Regierungschefs auf dem EU-Gipfel in Brüssel ging es auch darum, die aufgeregten Finanzmärkte zu beruhigen. Das scheint vorerst gelungen zu sein: Der Dax sprang am Morgen direkt nach Börsenstart über die Marke von 6300 Punkten, ein Plus von rund 2,5 Prozent. Auch der Euro verteuerte sich in der Spitze um fast zwei US-Cent auf 1,26 Dollar. Renditen auf zehnjährige Anleihen aus Spanien, die als Krisenindikator gelten, sanken deutlich auf 6,5 Prozent - zuletzt lagen sie oft höher als sieben Prozent. Italienische Renditen sanken leicht.

Die 17 Staats- und Regierungschefs vereinbarten in der Nacht eine zentrale Bankenaufsicht für die Euro-Zone sowie eine Reihe von Maßnahmen, um den Zinsdruck von Ländern wie Italien und Spanien zu nehmen: eine direkte Bankenhilfe für Spanien und mögliche Anleihenkäufe für Italien.

Analysten begrüßen das - warnen aber vor zu viel Euphorie. "Die Märkte reagieren positiv, weil sie sehen, dass die Hilfsmaßnahmen für Italien und Spanien verstärkt werden. Allerdings waren die Erwartungen niedrig, daher könnte die aktuelle Reaktion nur vorübergehend sein", sagte Dariusz Kowalczyk von der Credit Agricole CIB.

Zu den größten Gewinnern zählten die Bankenwerte: Deutsche Bank und Commerzbank gewannen vier beziehungsweise 3,7 Prozent. Die nächtlichen Entscheidungen hatten zuvor auch an den wichtigsten Börsen in Asien für deutlichen Auftrieb gesorgt.

Überraschung für die Märkte

"Es sieht so aus, als ob das Gipfeltreffen doch etwas liefern kann, was die Märkte beruhigt", sagte Ayako Sera von der Sumitomo Mitsui Trust Bank. Investoren hatten ihre Erwartungen an das Treffen im Vorfeld deutlich heruntergeschraubt, weil vor allem der Plan zum Ausbau der Euro-Zone zu einer Fiskalunion für Streit gesorgt hatte.

Auch an den Rohstoffmärkten reagierten die Händler positiv auf die Fortschritte in Brüssel: Ein Barrel der US-Rohöl-Sorte WTI kostete mit 79,69 Dollar 2,6 Prozent mehr als am Donnerstag. Brent-Öl verteuerte sich um 1,8 Prozent auf 93,04 Dollar. Darüber hinaus nutzten einige Investoren den Kurs-Rückgang des Dollar zum Kauf von Gold. Das Edelmetall verteuerte sich um ein Prozent auf 1566,79 Dollar je Feinunze.

"Der Markt ist ein bisschen überrascht, dass etwas substanzielles bei dem Gipfel herausgekommen ist", sagte Tim Waterer, Händler bei CMC Global Markets. "Die Details zum Zeitrahmen der Umsetzung dieses Plan werden darüber entscheiden, ob die aktuellen Kursgewinne nachhaltig sind."

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