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Kopfhörer für 3-D-Sound:Vom Kunstkopf zu Kickstarter

Lesezeit: 1 min

Von Mirjam Hauck

Wer an 3-D-Technik denkt, hat damit vor allem das Visuelle im Sinn. Kino-Filme, in denen die Figuren für den Zuschauer zum Greifen nahe sind. Diese Technik für visuelle 3-D-Verfahren gibt es längst, dagegen sind Verfahren, die einen 3-D-Sound möglich machen, noch nicht allzuweit entwickelt. Kein Stereo- oder Surround-Sound schafft es bislang, reales Hören zu simulieren. Denn das menschliche Hören ist komplex. Es beruht auf dem Abstand der Ohren und ihrer Ausrichtung auf verschiedene Winkel.

Die Firma Binauric will das ändern und dem 3-D-Hören zum Durchbruch verhelfen: Mithilfe ihrer In-Ear-Kopfhörer OpenEar. Sie haben jeweils ein Mikrofon im Stöpsel und ermöglichen sogenannte binaurale ("mit beiden Ohren") Aufnahmen und Wiedergaben.

Ursprung in der Kunstkopf-Technologie

Ihren Ursprung hat diese Idee in einer traditionellen Hörspieltechnik, die Anfang 1970 von Akustikern des Berliner Heinrich-Hertz-Institutes entwickelt wurde: dem Kunstkopf. In einem Kopfdummy aus Gips und Kautschuk sitzen hier in den Ohrmuscheln zwei Mikrofone. Sie fangen Stimmen, Musik und Umgebungsgeräusche wie menschliche Ohren ein.

So können die Geräuschquellen präzise lokalisiert werden, es entsteht ein Raumklang. Man hört genau, woher ein Gespräch kommt, ob der Redner vor oder hinter einem steht, ob er von links oder rechts spricht oder von oben oder unten. Daher sind die Kopfhörer auch Pflicht, um diesen so aufgenommenen 3-D-Raumklang zu hören.

Kickstarter-Kampagne

Damit sich diese über 40 Jahre alte Idee und die dazu passenden Kopfhörer jetzt durchsetzen, hat Binauric eine Kickstarter-Kampagne gestartet. 125 000 Dollar will die Hallbergmooser Firma um ihren Gründer und Akustikspezialisten Detlef Wiese so einsammeln. Rund 800 Bestellungen sind dafür notwendig. Klappt das, sollen die Kopfhörer später 199 Euro pro Stück kosten.

"Die Aufnahmen, die Menschen mit unseren Kopfhörern machen können, sind eine Bereicherung für ihre eigenen Schätze", sagt Wiese. "Das kann ein Konzertbesuch oder der Strandurlaub sein oder die Lacher der Kinder." Vergleichbar wäre das mit Dolby-Surround, nur eben direkter.

Zusätzlich lassen sich die Binauric-Kopfhörer für Aufnahmen auch per Bluetooth mit der GoPro-Kamera verbinden. Und für die Helmträger gibt es Mikrofone, die sich direkt am Helm befestigt lassen. Man kann mit ihnen aber einfach auch nur Musik abspielen. Aber auch so, dass man die Welt um einen herum noch wahrnehmen kann und somit kein Verschlusseffekt entsteht. Die Mikrofone machen ein "Hear it through" möglich. Durch einfaches Antippen lässt sich diese Funktion wieder abschalten.

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