Süddeutsche Zeitung

Konjunktur:Der Absturz naht

Noch spüren die Deutschen den Konjunktureinbruch nicht - doch das wird sich bald ändern. Die Politik wird die Belastungen dann nicht mehr abfedern können.

Thomas Öchsner

Kaum ein Ökonom hat vor ein paar Monaten damit gerechnet, viele Politiker wollten es nicht wahrhaben, nun lassen sich die bitteren Tatsachen nicht mehr leugnen: Das Jahr 2009 wird wirklich katastrophal. Um vier bis fünf Prozent dürfte die Wirtschaftsleistung zurückgehen. Darauf läuft die neue Konjunkturprognose der Bundesregierung hinaus. Die Hoffnung, dass der Arbeitsmarkt von einem Kahlschlag verschont bleibt, wird sich deshalb nicht erfüllen.

Bei vielen Bürgern ist der schlimmste Konjunktureinbruch seit acht Jahrzehnten noch gar nicht richtig angekommen. Die Verbraucher profitieren von sinkenden Sprit- und Lebensmittelpreisen, sie müssen weniger Steuern zahlen oder kassieren höhere Renten. Und sie können sich von ihrem Geld mehr kaufen, weil die Teuerungsrate drastisch gefallen ist. Noch gibt es deshalb eine starke Diskrepanz zwischen der gefühlten Krise und den dramatisch schlechten ökonomischen Daten.

Hunderttausende werden arbeitslos

Damit wird es jedoch bald vorbei sein: In ein paar Monaten wird die Krise am Arbeitsmarkt voll durchschlagen. Hunderttausende werden arbeitslos. Bis Ende 2010 könnte die Zahl der Arbeitslosen um mehr als 1,5 Millionen wachsen. In vielen Privathaushalten, die auf die Krise jetzt noch erstaunlich gelassen reagieren, wird Verzweiflung herrschen.

Die nächste Regierung wird nach den Bundestagswahlen vor gigantischen Aufgaben stehen. Der Schuldenberg des Staates wird immer höher. Gleichzeitig werden den Sozialkassen Milliarden an Einnahmen fehlen. Die neue Koalition muss deshalb eisern sparen oder Steuern und Abgaben erhöhen - oder beides tun. Wer im Wahlkampf etwas anderes verspricht, belügt die Bürger.

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Quelle:
SZ vom 25.03.2009/tob
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