Süddeutsche Zeitung

Konjunktur in Deutschland:Börsianer sind überraschend optimistisch

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Wie geht es weiter mit der Konjunktur in Deutschland? Ökonomen sind eher pessimistisch, nicht so Börsenexperten. Sie sehen eine deutliche Aufwärtsentwicklung.

Trotz der Haushaltskrise bewerten Börsenprofis die Aussichten für die deutsche Wirtschaft überraschend optimistischer. Das Barometer zur Einschätzung der Konjunktur im nächsten halben Jahr stieg um 3,0 Punkte auf plus 12,8 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner Umfrage unter 161 Analysten und Anlegern mitteilte. Das ist bereits der fünfte Anstieg in Folge, womit das Barometer nunmehr auf dem höchsten Stand seit März 2023 liegt. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Rückgang auf 8,8 Punkte gerechnet.

Zugleich stabilisiert sich die Einschätzung der aktuellen Lage etwas: Dieses Barometer stieg um 2,7 Punkte, verharrt aber mit minus 77,1 Punkten weiter deutlich im negativen Bereich. "Trotz der aktuellen Haushaltskrise sind die Lageeinschätzung und die Konjunkturerwartungen für Deutschland erneut leicht gestiegen", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Dazu beigetragen habe die Tatsache, dass sich der Anteil der Befragten, die von der Europäischen Zentralbank (EZB) mittelfristig eine Zinssenkung erwarten, verdoppelt habe. "Das wiederum sind gute Nachrichten für die deutsche Baubranche, für die wir in diesem Monat deutlich optimistischere Erwartungen beobachten", sagte Wambach.

Niedrigere Zinsen machen Kredite günstiger, etwa für Investitionen - und können so die Konjunktur anschieben. Das Bundesverfassungsgericht hat unter Verweis auf die Schuldenbremse entschieden, dass die ursprünglich als Corona-Kredit bewilligten 60 Milliarden Euro nicht nachträglich umgewidmet werden dürfen für Investitionen in Klimaschutz und die Modernisierung der Wirtschaft. Dadurch klafft ein Milliardenloch im Bundeshaushalt. Die deutsche Wirtschaft steht aktuell mit einem Bein in der Rezession. Sie schrumpfte im Sommer um 0,1 Prozent und würde bei einem weiteren Rückgang im laufenden Quartal in eine sogenannte technische Rezession rutschen.

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