Süddeutsche Zeitung

Kraftstoffe:Laden statt zapfen

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Das Kabinett billigt ein Gesetz für mehr Ökoenergie im Verkehr. Es könnte aus Mineralölkonzernen Betreiber von Ladesäulen machen.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

Ein Tankstellenkonzern, der ins Stromgeschäft einsteigt? Der Ladesäulen baut, damit er weiter Sprit verkaufen kann? In nicht so ferner Zukunft könnte das passieren. Jedenfalls, wenn es bei den Plänen der Bundesregierung bleibt.

Am Mittwoch hat ein Gesetz dazu das Kabinett passiert, es soll die EU-Vorgaben für erneuerbare Energie im Verkehrsbereich in deutsches Recht umsetzen. Danach sollen die Anteile erneuerbarer Energien in Kraftstoffen bis 2030 peu à peu steigen, geregelt über eine Quote. Die Mineralölfirmen, die bisher sechs Prozent Treibhausgase über Biokraftstoffe einsparen müssen, sollen bis 2030 eine Minderung um 22 Prozent erreicht haben.

Palmöl soll bis 2026 ganz aus deutschen Tanks verschwinden

Bisher ließ sich diese Art Klimaschutz recht leicht organisieren, durch Beimischung von Biokraftstoffen zu Benzin und Diesel. Die Unternehmen griffen dafür nicht nur auf heimischen Biosprit zurück, sondern auch auf Palmöl. Das wird künftig schwerer: Denn mehr als 4,4 Prozent des Energiegehalts soll auch in Zukunft nicht aus Pflanzen kommen, die auch als Nahrungsmittel oder Futter dienen können. Dieser Anteil wird gedeckelt, und Palmöl soll bis 2026 ganz aus deutschen Tanks verschwinden. Die Umweltfolgen seien zu groß, sagt Bundesumweltministeren Svenja Schulze (SPD). "Dafür Wälder zu roden, ist nicht nachhaltig." Stattdessen sollen mehr Reststoffe zu Sprit werden, wie Stroh und Gülle.

Doch es gibt noch andere Alternativen. So können sich Mineralölkonzerne dreifach anrechnen lassen, wenn sie klimafreundlicheren Strom statt Sprit verkaufen. "Wir schaffen so einen Anreiz, mehr in die Ladeinfrastruktur zu investieren", sagt Schulze. Wenn die Unternehmen dagegen aus Ökostrom hergestellte synthetische Kraftstoffe verkaufen, zählt das nur doppelt - ein Umstand, der vorher für Misstöne auch in der Autoindustrie gesorgt hatte. Diese so genannten E-Fuels sieht die Bundesregierung vor allem als Treibstoff für Flugzeuge: Dis 2030 sollen sie zwei Prozent des Kerosins ersetzen.

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