Süddeutsche Zeitung

Kfz-Versicherung:Vergleichsportal Joonko nimmt sich Check24 vor

Lesezeit: 2 min

Die Online-Portale für Versicherung­en, Kredite oder Energie sind hoch lukrativ. Jetzt kommt ein neuer Wettbewerber auf den Markt - den der weltweit größte Versicherer Ping An aus China unterstützt.

Von Herbert Fromme, Köln

Im rasch wachsenden und hoch lukrativen Markt der Vergleichsportale bahnt sich eine heftige Auseinandersetzung an: Die Platzhirsche Check24 und Verivox werden von einem neuen Rivalen angegriffen: Das Vergleichsportal Joonko geht in dieser Woche online. In der ersten Phase können Kunden dort nur Tarife in der Autoversicherung vergleichen, 24 Anbieter sind dabei. Die Marktführer HUK-Coburg und Allianz fehlen.

Joonko ist eine Gründung des Berliner Firmenentwicklers Finleap. Der weltweit größte Versicherer Ping An aus China ist sowohl an Finleap als auch an Joonko beteiligt. Joonko-Chefin Carolin Gabor setzt auch auf technische Unterstützung ihrer Anteilseigner. Vergleichsportale ermöglichen es Kunden, Preise bei Versicherungen, Krediten, Handyverträgen, Energielieferanten oder Mietwagen digital zu vergleichen. Technisch gesehen sind die Portale Makler - wenn sie zum Beispiel eine Autoversicherung vermitteln, zahlt der Versicherer ihnen eine Provision.

Check24 und Verivox müssen die neue Konkurrenz fürchten, weil mit Finleap und Ping An zwei digital erfahrene und sehr erfolgreiche Unternehmen hinter Joonko stehen. Offenbar denken sie langfristig: "Es ist gut möglich, dass wir erst in fünf Jahren Gewinn machen", sagte Gabor. Aktuell hat Joonko 10,5 Millionen Euro Kapital, zu den Geldgebern gehört neben Finleap und Ping An auch das Berliner Finanz-Start-up Raisin (Weltsparen). Gabor geht davon aus, dass ihre Firma für den Aufbau einen hohen zweistelligen oder sogar einen dreistelligen Millionenbetrag brauchen wird.

"Wir wollen alles viel einfacher machen", sagte sie. Deshalb sei der Fragenkatalog, den der Kunde vor dem Vergleich der Autotarife beantworten muss, von 54 Fragen bei anderen Online-Abschlüssen auf 22 Fragen zurechtgestutzt worden. "Wir haben mit den Versicherern nur eine laufende Provision vereinbart, keine Abschlussprovision", sagte Gabor weiter. Deshalb habe Joonko kein finanzielles Interesse daran, dass ein Kunde jedes Jahr wechselt. Das ist eine klare Spitze gegen Check24 - aber Check24 weist den Vorwurf, die Kunden systematisch zum häufigen Wechsel zu animieren, scharf zurück.

Schließlich unterscheide sich die Bewertung der Angebote von der bei Rivalen, sagte Gabor. "Wir stellen eine Reihe von qualitativen Fragen, etwa wie wichtig dem Kunden die Erreichbarkeit des Versicherers rund um die Uhr ist." Solche weichen Faktoren fließen dann in die Vorschläge ein, die Joonko den Kunden macht.

Gabor hat keine Angst vor Check24. "Aber wir haben Respekt." Sie rechnet sich trotzdem gute Chancen aus. "Es gibt noch sehr viel Platz in dem Markt für Vergleichsportale." Im ersten Schritt will sich das Portal auf Deutschland konzentrieren, sieht aber auch gute Möglichkeiten in anderen Ländern Europas.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4652648
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.