Süddeutsche Zeitung

Rückversicherungstreffen:Kfz-Policen werden zehn Prozent teurer

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Bis Ende November können Autofahrer ihre Policen kündigen. Doch ob es wirklich billiger wird, ist fraglich. Der Druck auf die Anbieter, die Preise zu erhöhen, ist hoch.

Von Friederike Krieger und Patrick Hagen, Baden-Baden

Autofahrer müssen für die Versicherung im Jahr 2024 deutlich mehr zahlen. "Wir rechnen für den Gesamtmarkt aus Kfz-Haftpflicht- und Vollkaskoversicherung mit Tarifmaßnahmen von rund zehn Prozent", sagt Stefan Schmuttermair, Kfz-Experte der E+S Rück. Die E+S Rück, eine Tochter der Hannover Rück, sichert viele Kfz-Versicherer gegen Großschäden ab und hat daher die Preise genau im Blick. Die Kfz-Versicherung spielt eine große Rolle beim derzeitigen Rückversicherungstreffen in Baden-Baden.

In diesen Wochen beginnt die sogenannte Wechselsaison. Die meisten Autofahrer können ihre Policen noch bis Ende November kündigen und sich für das kommende Jahr bei einer anderen Gesellschaft versichern. Der Druck auf die Anbieter, die Preise zu erhöhen, ist hoch. Denn nach den beiden unfallarmen Pandemiejahren 2020 und 2021 steigt die Zahl der Schäden wieder an. Zudem werden sie teurer, weil die Preise für Ersatzteile und die Werkstattkosten in die Höhe schnellen. Auch Naturkatastrophen wie Hagelschauer kosten viel Geld.

Schon für dieses Jahr sollten die Preise um zehn Prozent steigen, hatten Branchenexperten angemahnt, passiert ist aber wenig. Die Durchschnittsbeiträge in der Kfz-Haftpflicht sind um zwei Prozent und in der Vollkaskoversicherung um 3,6 Prozent gestiegen. Schuld ist der scharfe Konkurrenzkampf. "Die Versicherer haben zwar die Beiträge für die Bestandskunden diszipliniert erhöht, aber im Neugeschäft attraktive Konkurrenzangebote gemacht", sagt Schmuttermair. Das führte dazu, dass sich Kunden noch nicht mal um einen anderen Anbieter bemühen mussten, sondern ein Anruf beim bestehenden Kfz-Versicherers ausreichte.

2024 wird die Rechnung nicht viel besser aussehen

Für die Versicherer bedeutet das "historisch negative Ergebnisse", so Schmuttermair. In diesem Jahr wird sich ihr Verlust auf fast drei Milliarden Euro belaufen. Zwar wird ein Teil durch Kapitalerträge ausgeglichen. Aber die fallen gerade in der stark defizitären Kasko-Sparte eher mager aus.

2024 wird die Rechnung nicht viel besser aussehen. Um auf ein ausgeglichenes Ergebnis zu kommen, wären eigentlich Prämienerhöhungen von rund 20 Prozent nötig. Bei zehn Prozent werden die Versicherer bei einem Minus von 2,7 Milliarden Euro landen. Schmuttermair ist der Meinung, dass es rund drei Jahre dauern wird, bis die Kfz-Versicherung wieder profitabel ist.

In Baden-Baden treffen sich die Rückversicherer mit ihren Kunden, also Versicherern wie Allianz oder Gothaer, die bei ihnen Schutz gegen Großschäden einkaufen. In den vergangenen beiden Jahren mussten sie dafür deutlich mehr bezahlen. Auch in diesem Jahr wollen die Rückversicherer die Preise weiter anheben. Doch die Lage hat sich etwas verändert. Jan-Oliver Thofern vom Makler Aon Deutschland erwartet, dass die Gespräche für die Kunden erfreulicher ausfallen werden.

Die Preiserhöhungen der vergangenen Jahre sorgen für gute Ergebnisse bei den Rückversicherern. Weltmarktführer Munich Re hat am Montag die Gewinnprognose für das laufende Jahr erhöht. Die Münchener wollen jetzt im Gesamtjahr 4,5 Milliarden Euro verdienen. Bislang gingen sie von vier Milliarden Euro aus. In den ersten neun Monaten des Jahres hat Munich Re nach vorläufigen Zahlen bereits 3,6 Milliarden Euro Gewinn erwirtschaftet.

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